Zagreb - Die ehemalige kroatische Regierungspartei HDZ, Ex-Ministerpräsident Ivo Sanader und sechs weitere Menschen müssen sich wegen Machtmissbrauchs und illegaler Finanzaktionen vor Gericht verantworten. Die Beschuldigten hätten insgesamt 70,5 Millionen Kuna (9,5 Millionen Euro) eingenommen, die beispielsweise durch erzwungene Geschäfte mit staatseigenen Unternehmen oder durch illegale Spenden zusammengekommen seien, teilte die kroatische Anti-Korruptionsbehörde am Freitag mit.

Allein die konservative Kroatische Demokratische Union (HDZ) soll laut Anklage mindestens 4,2 Millionen Euro an Schmiergeldern erhalten haben. Die Partei, die in Kroatien seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 fast ununterbrochen regierte, unterlag bei den Parlamentswahlen am Sonntag einem Mitte-links-Bündnis. Die scheidende Ministerpräsidentin Jadranka Kosor, die 2009 an die Macht kam, hatte den Kampf gegen die Korruption zwar vorangetrieben, dennoch musste ihre Partei am Sonntag eine Niederlage einstecken.

Die Korruptionsbekämpfung war eine zentrale Forderung an Kroatien im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen. Am Freitag unterzeichnete das Land den EU-Beitrittsvertrag. Nur wenige Stunden später gab die kroatische Anti-Korruptionsbehörde die Anklage bekannt. Es handelt sich um die erste derartige Anklage gegen eine politische Partei in der ehemaligen jugoslawischen Republik. Der ehemalige Regierungschef Sanader muss sich bereits in weiteren Fällen wegen Korruption verantworten. (APA)