Rom/Frankfurt - Nach dem vereitelten Briefbombenanschlag auf Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, ist am Freitag in Rom ein Päckchen in der Filiale der Steuer- und Gebühreneinzugsgesellschaft Equitalia explodiert. Der Direktor des Unternehmens wurde schwer an der Hand verletzt. Marco Cuccagna habe einen Finger verloren, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA. Den Angaben der italienischen Behörden zufolge kam die explosive Sendung aus Mailand, genauso wie die an Ackermann adressierte Briefbombe, die am Mittwoch in Frankfurt noch rechtzeitig entdeckt worden war.

Die italienische Polizei schließt einen Zusammenhang zwischen beiden Anschlägen nicht aus. Der zuständige römische Staatsanwalt Pietro Saviotti sprach von einem terroristischen Hintergrund. Die deutsche Bundesanwaltschaft in Karlsruhe übernahm im Fall Ackermann am Freitag die Ermittlungen. Nach ihren Erkenntnissen setzte sich der Sprengsatz in Frankfurt aus etwa 50 Gramm eines explosiven Zündmittels und einer funktionstüchtigen Zündvorrichtung zusammen.

Bekennerschreiben

 

Die linksextremistische italienische Anarchistengruppe FAI hat sich auch zu dem Paketbombenanschlag auf den Chef der italienischen Steuereinzugsgesellschaft Equitalia am Freitag in Rom bekannt. Wie eine Polizeisprecherin in der italienischen Hauptstadt mitteilte, befand sich in dem Päckchen ein Schreiben, das von der FAI unterzeichnet war. Die FAI hatte sich zuvor auch zu dem am Mittwoch vereitelten Briefbombenanschlag auf Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bekannt.

Diese Gruppe hatte vor einem Jahr mit Briefbomben an die Botschaften der Schweiz und Chiles in Rom zwei Menschen verletzt. Sie soll auch 2003 einen rechtzeitig entschärften Sprengsatz an den damaligen Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, verschickt haben. In dem Bekennerschreiben am Mittwoch wurde vor "drei Explosionen gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger" und auch gegen Politiker gewarnt. In Deutschland wurden keine weiteren Briefbomben gefunden.

Das Bekennerschreiben war in der explosiven Sendung an Ackermann enthalten, wie der Sprecher des hessischen Landeskriminalamtes, Udo Bühler, sagte. "Es war zunächst von der Optik her nicht als Bekennerschreiben erkennbar." Von dem gerollten, handschriftlichen Schreiben auf Italienisch wäre nach Einschätzung des LKA allerdings nicht viel übrig geblieben, wenn die Briefbombe explodiert wäre. "Wir gehen aber nicht davon aus, dass sie nicht explodieren sollte. Beim normalen Öffnen des Briefes wäre das passiert", sagte Bühler.

Der persönlich an Ackermann adressierte Briefumschlag war am Mittwoch in der Poststelle der Deutschen Bank in Frankfurt aufgefallen und geröntgt worden. Dabei wurden Drähte und Metallteile entdeckt. Nach den bisherigen kriminaltechnischen Erkenntnissen setzte sich der Sprengsatz unter anderem aus etwa 50 Gramm explosiven Zündmittels sowie einer funktionstüchtigen Zündvorrichtung zusammen, wie der deutsche Generalbundesanwalt am Freitag mitteilte. Experten der deutschen Behörden entschärften die Briefbombe, verletzt wurde niemand.

Der italienische Ministerpräsident Mario Monti äußerte Solidarität mit Cuccagna und hob die Bedeutung der Leistungen der Equitalia hervor. "Sie sorgt dafür, dass Gesetze respektiert werden", betonte Monti. Die staatliche Aktiengesellschaft hat den Auftrag, Steuern einzutreiben. (APA)