Der Nato-Russland-Gipfel hat keinen Fortschritt bei den Verhandlungen über den US-Raketenschild in Osteuropa gebracht: "Wir haben uns noch nicht geeinigt" , musste Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen konstatieren. Es würden aber weitere Gespräche geführt, betonte er. Das Problem dabei ist: Gesprochen wird seit Jahren, nur reden die beiden Seiten aneinander vorbei.

Die Nato wird nicht müde, zu betonen, ihr Schutzschild sei, obwohl er entlang der russischen Grenzen aufgebaut werden soll, nicht gegen Moskau gerichtet. Angeblich soll das noch von der Bush-Regierung angeschobene Projekt Europa vor Raketen aus dem Iran schützen. Warum der Schild dann nicht nahe dem Iran positioniert wird, konnte aber bislang niemand den Russen erklären.

Das russische Angebot, gemeinsam einen Raketenschild aufzubauen, lehnt Washington ab. Gern sei die Nato bereit, auch russische Radars zu nutzen, auf den Aufbau eigener Anlagen in Osteuropa werde aber nicht verzichtet, so die diplomatische Ohrfeige. Kein Wunder, dass im Kreml Misstrauen gegen den alten Feind aus dem Westen erwacht. Die Drohgebärden sind ein Reflex aus der Zeit des Kalten Kriegs. Moskau will das "Gleichgewicht des Schreckens" um jeden Preis erhalten. Angesichts des drohenden neuen Wettrüstens scheint es daher fraglich, ob dieser Raketenschild Europa wirklich sicherer macht. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2011)