"Der gestiefelte Kater" ficht im Weihnachtsgeschäft mit.

Foto: Paramount

Wien - Als vor zehn Jahren ein liebenswürdiges grünes Monster als Sieger aus dem umkämpften US-Sommerkino hervorging, spielte er nicht einmal eine Nebenrolle. Erst als das Ding aus dem Sumpf eine Fortsetzung erlebte, war er an dessen Seite zu sehen. Dass der Oger mit dem brennbaren Ohrenschmalz jedoch zusehends an Popularität einbüßte, wusste er geschickt zu seinem Vorteil zu nutzen: der gestiefelte Kater.

Denn der anfängliche Erfolg der Shrek-Reihe lag weniger an ihrer technischen Perfektion als an der Ausgestaltung der ramponierten Figuren, mit denen das Dreamworks-Studio den Blick auf das ewig Gute gut sein ließ. So mauserte sich der arrogante Kater mit Schlapphut, Degen und Lederstiefeln als egozentrischer Frauenheld und mit der Latino-Stimme von Antonio Banderas zum heimlichen Star der Serie.

Dass Puss in Boots, wie der dreiste Kater im Original heißt, nun als Erster für ein Spin-off herhalten muss, liegt also auf der Hand, und es stimmt schon: Den nervigen Esel mit der Stimme von Eddie Murphy möchte man sich als neuen Helden erst gar nicht vorstellen. So wird eine Erfolgsgeschichte, die mit Für immer Shrek eigentlich bereits zu Ende gegangen ist, nun mit Der gestiefelte Kater noch einmal aufgeschlagen und geschröpft. Das Fahndungsfoto mit des Katers Konterfei, auf dem die Belohnung für dessen Ergreifung hervorsticht, fungiert zu Beginn des Films bereits als erster selbstreferenzieller Wegweiser.

Was es mit der Katerhetze auf sich hat, erfährt man nach einer von Regisseur Chris Miller (Shrek 2) turbulent inszenierten Ouvertüre mittels Rückblende. Als kleines Kätzchen in einem mexikanischen Waisenhaus ausgesetzt, freundet sich der Gestiefelte mit der eigentlich interessanten Figur des Films an: mit dem von Komiker Zach Galifianakis gesprochenen Humpty Dumpty.

Die Außenseiter eint ein Traum: Sie wollen mittels sagenhafter Zauberbohnen, die sie dem räuberischen Duo Jack und Jill abzujagen gedenken, bis in den Himmel klettern, um die in einem Wolkenschloss residierende goldene Eier legende Gans zu entführen. Dass es für einen derart verwegenen Plan nie zu spät ist, davon erzählt Der gestiefelte Kater ebenso wie von der Vorsicht, die man einem Ei als Eierdieb entgegenbringen sollte.

Im Grunde funktioniert Der gestiefelte Kater wie fast alle diverses Getier in den Mittelpunkt stellenden Animationsfilme der vergangenen Jahre: als ein mit den obligatorischen Referenzen aus der Populärkultur - diesmal vom Mantel-und-Degen-Genre über James Bond bis zu Sergio Leone - ausgestattetes Reiseabenteuer mit Bewährungsproben, bei dem wahlweise der innere Schweinhund oder Angsthase besiegt werden muss. Indem er alle diesbezüglichen Erwartungen erfüllt, entpuppt sich der gestiefelte Kater in Wahrheit aber als eierlegende Wollmilchsau.  (Michael Pekler / DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2011)