Konstantin Komarek (19) ist der große Star des Team Austria. Der Luleå-Legionär bestreitet seine bereits dritte U20-WM.

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Spieltermine der österreichischen Auswahl und Bilanzen der direkten Duelle der Vergangenheit

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Nachdem im Vorjahr der Wiederaufstieg in die Weltelite durch eine Niederlage im direkten Duell mit Slowenien verspielt wurde (Nachlese des derStandard.at-Livetickers aus Bled), steht Österreichs U20-Nationalteam (Jahrgang 1992 und jünger) heuer vor einer bedeutend schwierigeren Aufgabe. Denn die Reform des Austragungsmodus der Weltmeisterschaften betrifft auch den Juniorenbereich, sodass sich die ÖEHV-Auswahl vom 11. bis 17. Dezember in Garmisch-Partenkirchen mit den stärksten fünf Nationen abseits der World Juniors (Anm.: A-WM der weltweit zehn stärksten Teams Ende Dezember in Kanada) messen muss. Ein Setting, in dem die Zielsetzung in erster Linie Klassenerhalt lautet.

Neuer Nationaltrainer

Gestellt wird diese Anforderung an ein gänzlich neues Trainerteam, ging mit der Ernennung von Emanuel Viveiros zum Head Coach des A-Nationalteams doch auch eine vollständige Umbesetzung der Betreuerstäbe im U18- und U20-Nationalteam einher (siehe "Nächster Neustart des Nationalteams"). Die Verantwortung im U20-Team liegt nunmehr beim Schweizer Christian Weber, im Tagesgeschäft Farmteam-Coach des KAC. Der 47jährige stieß nach acht Jahren als Cheftrainer in der renommierten Nationalliga A im Sommer zum Rekordmeister, dessen Nachwuchsabteilung er modernisieren und vom Output her optimieren soll. Unterstützt wird der 102-fache Internationale bei seiner Tätigkeit in der U20-Auswahl des ÖEHV von Co-Trainer Philippe Horsky (Vienna Capitals) und dem kanadischen Torhütercoach Pierre Beaulieu (KAC).

Letztes Highlight: World Juniors

Das neue und internationale Trainergespann folgt somit auf die Amtszeit von Dieter Werfring, der das U20-Team seit 2005 coachte und zu den World Juniors 2010 in Kanada führte. Dort verlor man gegen die stärksten Nachwuchsteams der Welt zwar alle fünf Spiele, setzte aber mit aufopferndem Kampf und teilweise auch bemerkenswert hochklassigen Darbietungen die jüngsten Glanzlichter österreichischer Juniorenauswahlen. So etwa im bis ins letzte Drittel völlig offenen Gruppenspiel gegen Schweden - eine Mannschaft, in der heute 18 der damaligen 21 Spieler über einen NHL-Vertrag und 13 auch bereits über Einsätze in der stärksten Liga der Welt verfügen.

Düstere Bilanzen

Auf Gegner dieses Kalibers wird die ÖEHV-Auswahl beim diesjährigen WM-Turnier der Division I nicht treffen, die Reform des Spielformats bescherte dem Team - aktuell 13. der Weltrangliste und damit deutlich besser platziert als die A- (15.) oder U18-Nationalmannschaft (21.) - jedoch einige schwer bis kaum zu bezwingende Kontrahenten. Lediglich gegen den großen Außenseiter Großbritannien weist Österreich in bisherigen direkten Duellen bei U20-Weltmeisterschaften eine positive Bilanz auf. Gegen die Gruppenfavoriten Belarus und Deutschland konnte man überhaupt noch nie, gegen Slowenien seit 2002 nicht mehr gewinnen.

Klassenerhalt als erstes Ziel

Die vordergründige Zielsetzung kann für das rot-weiß-rote Team in Garmisch-Partenkirchen daher nur der Klassenerhalt sein. Gegen Großbritannien zählt nur ein Sieg, allerdings trifft man erst im fünften und letzten Spiel auf die Auswahl von der Insel, sodass das Turnier bei ungünstigem Verlauf zu einem Geduldsspiel werden könnte. Norwegen, im 92er-Jahrgang nicht ganz so stark wie zuletzt, scheint durchaus in Reichweite, auch gegen Slowenien, das im erweiterten Kader gleich sechs Spieler aus dem Nachwuchs des EC Salzburg aufbietet, sollte es die Chance auf Punkte geben. Der Favorit auf den Gruppensieg und damit verbundenen Aufstieg unter die zehn besten Teams der Welt heißt Belarus, dem die ÖEHV-Truppe in der Vorbereitung im November in Minsk jedoch nur knapp mit 1:2 unterlegen war. Erster Herausforderer der Osteuropäer ist Gastgeber Deutschland, der am Mittwoch gleich elf Akteure aus nordamerikanischen Nachwuchsligen einfliegen ließ.

Stärkere Mannschaft als im letzten Jahr

Österreichs Mannschaft ist vom spielerischen Potential her heuer um mindestens eine Klasse höher einzuschätzen als jenes Team, das im Vorjahr bei der - damals noch in anderem Format ausgetragenen und daher deutlich schwächer besetzten - Weltmeisterschaft der Division I in Bled/Slowenien die Bronzemedaille gewinnen konnte.
Sowohl im Tor, wo Teamchef Weber auf ein sehr ausgeglichenes Duo vertrauen kann, als auch in der Abwehr ist man wesentlich besser aufgestellt als in der Vorsaison. Speziell das offensive und gestalterische Vermögen der Defensivspieler überzeugt - auch dank Markus Pöck, dem gelernten Stürmer des EC Salzburg, der in Deutschland als Verteidiger zum Einsatz kommen wird. Schwerwiegendstes Problem im Kader ist, wie im von eindimensionaler Ausbildung von Stürmern geprägten Österreich leider nur allzu häufig der Fall, die Besetzung der Centerpositionen. Nur wenige Angreifer kommen in ihren Klubs regelmäßig als Mittelstürmer zum Einsatz und daher überlegt das Trainergespann, den großen Star der Mannschaft, Luleå-Flügel Konstantin Komarek, im Zentrum einzusetzen.

Stilwandel

Stilistisch darf man sich auf für österreichische Nationalteams sehr ungewöhnliche Auftritte freuen, forciert das Trainerteam doch seit Amtsantritt ein primär auf Tempo und Bewegung ausgelegtes System. In der Abwehr werden sich drei jeweils defensiv/offensiv besetzte Pärchen die Eiszeit teilen, vorne soll konsequentes Spiel mit vier Linien den gewünschten Speed ermöglichen. Zu erwarten ist die Formierung von je zwei Scoring- und Checking-Blöcken, in denen die eisläuferisch stärksten Jungcracks an den Flügeln aufgeboten werden.

Präsentation des Kaders auf derStandard.at

Momentan umfasst der Kader von Teamchef Christian Weber und seinem Assistenten Philippe Horsky noch 28 Spieler, nach den beiden abschließenden Testspielen gegen Italien (am Mittwoch in Vipiteno) und Frankreich (am Donnerstag in Füssen) wird dieser auf die für die Weltmeisterschaft vorgeschriebene Größe von zwei Torhütern und 20 Feldspielern verkleinert. Die endgültige WM-Mannschaft präsentiert derStandard.at am Donnerstagabend exklusiv, wobei jede Nominierung vom Nationaltrainer selbst begründet und kommentiert wird. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 7.Dezember 2011)