Wien - Essen auf Rädern einmal anders: Österreichs erste Restaurant-Straßenbahn soll bald durch Wien kurven. Private Betreiber wollen eine ausrangierte Bim-Garnitur der Wiener Linien in einen Speisewagen samt Mini-Küche, WC und Waschmöglichkeit umbauen lassen. Derzeit werden noch Investoren gesucht, um die Gastro-Idee endgültig auf Schiene zu bringen. Sollten sich in Bälde genügend finanzkräftige Interessenten finden, könnte das "Vienna Tram Restaurant" schon ab Mitte 2012 über die Gleise der Bundeshauptstadt rollen, zeigte sich Projektmitbegründer Walter Prigl zuversichtlich.

"Wir benötigen eine Investition von etwa 1,3 Millionen Euro, um die Kosten für die Straßenbahn-Renovierung und die Betriebskosten des ersten Jahres zu decken", heißt es in den Projektunterlagen. Längerfristig sollen bis zu drei Speise-Bims im Wiener Schienennetz unterwegs sein. Das Angebot richtet sich an Touristen ebenso wie an Geschäftsleute, Konferenzteilnehmer oder Einheimische, die in einem außergewöhnlichen Ambiente dinieren wollen. Neben eigenen Marketingaktivitäten wünschen sich die Betreiber auch Kooperationen etwa mit dem Wien-Tourismus.

Vier Gänge in zwei Stunden

Für das Abenteuer sind pro Person 80 Euro zuzüglich Umsatzsteuer vorgesehen. Im Preis enthalten ist eine rund zweistündige Fahrt sowie ein Vier-Gänge-Menü und eine Flasche Wein. Das Essen soll von Caterern kommen und in der kleinen Bordküche schließlich fertig gekocht werden. Damit die Leckereien nicht auf den Schößen der Passagiere landen, werden spezielle Stoßdämpfer in den Wagen eingebaut. Die Auswahl der Speisen muss von den Kunden bereits bei der Tischreservierung getroffen werden, "um Platz und Müll zu sparen", heißt es im Projektpapier.

Das möglichst mehrsprachige Servierpersonal wird den bis zu 34 Gästen, die in der Straßenbahn auf Zweier- und Vierertischen Platz nehmen können, auch als Fremdenführer zur Verfügung stehen. Schließlich sollen die geplanten Routen an jeder Menge Sehenswürdigkeiten vorbeiführen - etwa entlang des Rings, am Schloss Schönbrunn, am Prater oder auch an der Heurigengegend. "Und wenn wir einen Unfall haben, muss er einen guten Schmäh haben", umriss Prigl ein weiteres Qualifikationsmerkmal.

Vorbild aus Melbourne

Die ersten Weichen in Richtung Realisierung wurden bereits gestellt. So habe man bereits eine alte Zuggarnitur aus den 1960er Jahren für rund 10.000 Euro zugesichert bekommen, sagte Prigl. Das "Vienna Tram Restaurant", für dessen Außenseiten ein Branding in den Habsburger-Farben Schwarz und Gold geplant ist, soll dreimal täglich an 360 Tagen im Jahr durch die Bundeshauptstadt gondeln. Vorbild ist im Übrigen ein ähnliches Konzept in Melbourne. Dort verkehren den Wiener Unterlagen zufolge drei Restaurant-Straßenbahnen dreimal täglich und verzeichnen jährlich 1,5 Mio. Besucher. (APA)