Rom - Scala-Intendant Stephane Lissner hat kurz vor der Saisoneröffnung am kommenden Mittwoch die Regierung des neuen italienischen Premiers Mario Monti um finanzielle Unterstützung angerufen. "Ich rufe die Regierung auf, uns mit Finanzierungen zu helfen, weil wir so nicht weitermachen können. Wir haben in diesen Jahren die Ausgaben reduziert und die Kosten gedrückt, doch jetzt können wir nicht mehr weitermachen. Die Regierung kann kontrollieren, weil unsere Verwaltung absolut transparent ist", sagte Lissner nach Angaben italienischer Medien.
60 Prozent der Ausgaben des Mailänder Theaters seien von Privaten gedeckt, das sei ein einmaliger Fall in Europa. "Die Idee, dass nur Private das Opernhaus unterstützen sollen, ist falsch. Wir wollen ein öffentliches Theater bleiben, in dem Private zwar unterstützen, nicht aber die einzige Ressource sind. Das geschieht nirgendwo in Europa, weder in Frankreich, noch in England, in Deutschland, oder in Österreich, nur hier in Mailand", klagte Lissner.
Die Scala werde Ende 2011 zum siebenten Jahr in Folge schwarze Zahlen vorweisen. Um dem Opernhaus dieses Jahr eine Verschuldung zu ersparen, mussten Privatunternehmen tief in die Tasche greifen. So verdoppelte die spanische Telefongesellschaft Telefonica ihren Beitrag auf 2,6 Millionen Euro. Der Schuhhersteller Tod's lieferte einen Zuschuss von 1,3 Millionen Euro.
Das Mailänder Opernhaus fiebert dem Saisonstart am Mittwoch entgegen. In Mozarts Oper "Don Giovanni" unter der Leitung Daniel Barenboims, seit Oktober Musikdirektor des Mailänder Opernhauses, übernimmt Peter Mattei die Rolle des Don Giovanni, während Anna Netrebko die Donna Anna spielt. Regisseur ist der Kanadier Robert Carsen. Mehrere Stargäste haben sich für die Premiere angekündigt, unter anderem der italienische Präsident Giorgio Napolitano und Premier Monti. Der neue Regierungschef ist ein großer Opernliebhaber und versäumt selten die Scala-Premieren. (APA)