Ohne der Geschichtsschreibung vorgreifen zu wollen, aber man war doch überrascht: Der deppertste Tatort zumindest jüngeren Datums kam nicht aus Österreich! Ob Buchmacher eine derartige Wette angenommen hätten, liegt so sehr im Trüben wie die Handlung der "Tatort"-Folge "Das Dorf", in der Ulrich Tukur als Felix Murot den Mord an einem Bäcker aufzuklären suchte. Oder so ähnlich.

Foto: HR/Carl-Friedrich Koschnick/ARD/Carl-Friedrich Koschnick

Denn das Drehbuch hat Murot einen Tumor in die Birne gepflanzt. Aber anstatt im Krankenbett zu liegen, irrlichterte der durch einen Fall, in dem es um Organhandel zu gehen schien - ohne Gewähr. Dazu tanzten drastisch renovierte Kessler-Zwillinge, zitierten die Macher Hollywood-Filme wie "The Village", beliehen Suspense bei Alfred Hitchcock, Edgar Wallace oder David Lynch. Der muss ja immer herhalten, wenn Unverständnis droht.

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Einen Krimi auf Meta-Ebene zu befördern ist nichts Schlechtes. Aber er muss sich irgendwann als schlüssig erweisen. Das blieb der Tatort schuldig. Stattdessen zerteilte er sein bisschen Handlung eitel ins Anekdotische, ließ den Kommissar Klavier spielen, über ein surreal inszeniertes Parkett tanzen oder mit einer riesigen Nuss Fußball spielen.

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Die Nuss versinnbildlichte den Tumor in Murots Kopf; wenn man es richtig verstanden hat, heißt sie, die Nuss, Lilly und spricht zu ihrem Wirt. Das ließ einen als Zuseher ermatten, nur das Wunderliche hielt die Lider bis zum öden Ende offen: Eine SMS an eine Kollegin (?), ein vertauschtes Medikament und ein paar unlogische Sprünge mehr - aus die Maus.

Nur Harald Krassnitzer dürfte sich bei diesem Tatort amüsiert haben - und wenn, dann aus unlauteren Motiven. (Karl Fluch, DER STANDARD; Printausgabe, 6.12.2011)

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