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Der Salzburger Oberhirte Alois Kothgasser zürnt seinem Weihbischof. Anders als Andreas Laun will Kothgasser die Verbrechen der Nazis mit nichts vergleichen.

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Weihbischof Andreas Laun beglückte die Öffentlichkeit mit abstrusen Aussagen zu NS-Bücherverbrennungen.

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Salzburg - Beim routinemäßigen Zusammentreffen der Salzburger Kirchenführung diesen Dienstag werden der Erzbischof und sein Weihbischof wohl etwas zu besprechen haben. Alois Kothgasser hat sich bereits am Montag von jenen Aussagen von Andreas Laun deutlich distanziert, die vielerorts als Gleichsetzung der von den Nationalsozialisten 1938 in Salzburg inszenierten Bücherverbrennung mit dem Verbotsgesetz interpretiert worden waren.

Laun hatte bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die Bücherverbrennung Ende November unter anderem von einer theoretisch möglichen Neuauflage von Hitlers Mein Kampf gesprochen. Dies würde verboten werden, weiß auch Laun. Aber: Man müsse darüber reden, "mit welchen Mitteln man sich wehren darf - auch wenn man keine Verbrennung veranstalten würde".

Die SPÖ verlangte daraufhin von Kothgasser eine "Klarstellung". Die Bürgerliste kritisierte die "Bagatellisierung" der Nazi-Verbrechen durch Laun.

Laun berichtete im Rahmen der Veranstaltung, bei der auch Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde und der Stadt Salzburg Ansprachen gehalten hatten, dass er bereits eine Bücherverbrennung erlebt habe. Ihm sei bei einer Demonstration gegen Abtreibungen eine brennende Bibel vor die Füße geworfen worden.

"Respekt vor den Opfern"

Von solchen Vergleichen hält Kothgasser nichts. Ohne Laun beim Namen zu nennen, erteilte Kothgasser am Montag seinem Weihbischof mittels Presseaussendung eine Rüge:

"Bücherverbrennungen, seien es die der Bibel oder des Koran, die in jüngster Zeit als Zeichen des Protestes geschehen sind, müssen entschieden verurteilt werden. Sie sind aber nicht vergleichbar mit jenem ideologischen Kampf, der im Holocaust seinen menschenverachtenden Tiefpunkt erreicht hat. Der Respekt vor den Opfern dieser dramatischen Ereignisse schließt jede Vergleichbarkeit aus."

SPÖ-Landesparteigeschäftsführer Uwe Höfferer sieht Kothgassers Stellungnahme als "Schritt in die richtige Richtung". Höfferer bleibt aber dennoch auf Distanz: Man dürfe nicht vergessen, dass gerade in Salzburg Erzbischof Rohracher nach 1945 ehemaligen NS-Verbrechern offen Unterstützung angeboten habe. Die Aufarbeitung dieser Zeit wolle man beim nächsten Kontaktgespräch mit der katholischen Kirche ansprechen.

Laun selbst warnt auf der Internetplattform Kath.net indes, dass Monumente wie jenes zur Bücherverbrennung von der Gegenwart ablenken könnten. In den Menschen, die Bibeln verbrennen, habe der "Nazi-Geist" überlebt, schreibt Laun.

Radikaler Abtreibungsgegner

Er meint vor allem Abtreibungsbefürworter. Laun ist bekannt als radikaler Gegner der Fristenlösung: "Wo man Kinder vor der Geburt zur Tötung freigibt, wird man früher oder später auch geborene Menschen töten", schreibt Laun. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 6.12.2011)