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Serbiens Präsident Tadić beteuert, das Abkommen bedeute keine Anerkennung des Kosovo.

Foto: Reuters

"A little too late" - etwas zu spät, hieß es am Wochenende aus Diplomatenkreisen in Belgrad mit Blick auf die Einigung zwischen Serbien und dem Kosovo im Grenzkonflikt. Denn diese positiven Nachrichten wurden überschattet von einer kalten Dusche, die die serbische Regierung am Freitag aus Berlin erhalten hatte.

Am 9. Dezember wollen die EU-Staaten bei ihrem Gipfel entscheiden, ob Serbien den EU-Kandidatenstatus erhält. Das muss einstimmig geschehen. Doch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte erklärt, Serbien werde den Anforderungen des Beitrittsprozesses "nicht gerecht" . Sie sehe bei Serbien derzeit keinen Kandidatenstatus, denn "gute Nachbarschaft" zähle zu wichtigen Kriterien der Erweiterung.

Beobachter in Belgrad sehen nur geringe Chancen, dass Berlin noch einlenken könnte. Auch nachdem Belgrad im letzten Moment eine von der EU vermittelte Kompromisslösung über die zwei umstrittenen Grenzübergänge Jarinje und Brnjak im mehrheitlich von Serben bewohnten Nordkosovo akzeptiert hatte.

Das Abkommen über eine "gemeinsame Verwaltung" der Grenze wird allerdings völlig unterschiedlich gedeutet: Für Serbien handelt es sich um die Regulierung der "administrativen Trennlinie" zwischen Serbien und dem Kosovo, nicht um eine Staatsgrenze. Das Sagen hätten die Serben, albanische Zöllner nur einen Beobachterstatus, und an den Übergängen dürfe es gar keine kosovarischen Staatssymbole geben. In Prishtina heißt es, Belgrad habe die Staatsgrenze zwischen zwei souveränen Staaten anerkannt.

"Keine Kosovo-Anerkennung"

Die Lösung entspreche dem nationalen Interesse und erkenne in keiner Hinsicht die Unabhängigkeit des Kosovo an, beteuerte Serbiens Staatspräsident Boris Tadić. Er rief die im Nordkosovo lebenden Serben auf, die Barrikaden zu räumen, auf denen sie seit rund vier Monaten ausharren und den Rückzug albanischer Zöllner von den Grenzübergängen fordern.

Vertreter der Nordkosovo-Serben lehnten das vorerst ab, nannten das Abkommen eine "indirekte Anerkennung des illegalen Staates Kosovo" und weigerten sich, die Barrikaden aufzugeben. (Andrej Ivanji aus Belgrad /DER STANDARD, Printausgabe, 5.12.2011)