Bild nicht mehr verfügbar.

Teilnehmerin einer Schmerzstudie in den USA

Foto: REUTERS/University of Michigan
Salzburg - Ein Indianer kennt keinen Schmerz: Mit diesem "Blödsinn" will der Salzburger Schmerzforscher Günther Bernatzky aufräumen. Ein Indianer wisse, wie man mit dieser Marter umgehe, sagte Bernatzky im Gespräch. Der Wissenschaftler ist Präsident der 11. Jahrestagung der Österreichischen Schmerzgesellschaft, die am Freitag an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Salzburg beginnt. Und dieses Umgehen mit der qualvollen Pein - neue Behandlungsmethoden sowie viele Erkenntnisse der Grundlagenforschung - stehen im Mittelpunkt der Tagung.

Rund 60 Experten werden sich mit neuen Therapiemöglichkeiten bei Kopfweh, mit dem Schmerzgedächtnis, mit der Thematik des Placeboeffektes und der Behandlung von Kindern beschäftigen. Das Ziel der Tagung sei es, genauer zu erkunden, was Schmerz eigentlich ist und wie man den von ihnen gepeinigten Menschen besser helfen könne. Dabei geht es auch um die Frage, wie sich diese Qualen messen lassen. Besonders bei Kindern und älteren Menschen ist dies ein Problem. Man ist auf die Beobachtung des Patienten angewiesen. Doch Fremdbeurteilung und Selbstbeurteilung würden oft stark voneinander abweichen, weiß Bernatzky. "Bei Schmerz weiß nur jeder selbst, wie stark er ist."

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Bei dem Kongress geht es um interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten, Pflegeberufen, Psychologen und Therapeuten. Ziel sei es, die Lebensqualität des Patienten zu steigern. Aufräumen will Bernatzky auch mit der häufig verbreiteten Angst vor dem Einsatz von Opiaten in der Schmerztherapie. Es gebe immer noch große Ängste, weiß der Experte. Doch diese seien unbegründet: Die moderne Form der Morphium-Therapie mache nicht süchtig und schaffe keine körperlichen Abhängigkeiten. Die den Schmerz hemmenden Substanzen würden langsam ausgeschüttet und so für eine bessere Lebensqualität des Patienten sorgen.

Die Palliativmedizinerin und Anästhesistin Ines Eberl stellt bei der Tagung ein Modell vor, wie Schmerztherapie bei der Behandlung von unheilbar kranken und alten Menschen organisiert und finanziert werden könnte. Durch die Altersentwicklung der Bevölkerung wird in den kommenden 30 Jahren der Bedarf an Schmerzbehandlung bei älteren Menschen stark steigen. Eberl präsentiert deshalb ihre Erfahrungen mit dem Aufbau von mobilen Betreuungsteams. Solche Pall Call-Teams kommen zu den Palliativ-Patienten ins Haus. Erfahrungen aus Deutschland haben gezeigt, dass auf diese Weise die Anteil jener Menschen, die zu Hause sterben können, erhöht werden kann.

Betreuung

Experten rechnen, dass bei entsprechender Betreuung acht von zehn Patienten ihre letzten Tage daheim verbringen könnten. Das würde auch zu einer Senkung der Kosten führen. Eberl geht davon aus, dass für jeweils rund 100.000 Einwohner ein Team mit zwei bis drei Ärzten sowie vier bis sechs Diplompflegekräften mit abgeschlossener Palliativausbildung notwendig wäre. (APA)