Mannheim - Das menschliche Immunsystem verfügt über zwei verschiedene Mechanismen, mit denen es als "fremd" erkannte Organismen oder Substanzen bekämpft: die angeborene (innate) und die erworbene (adaptive bzw. lernende) Immunantwort. Das aus evolutionsbiologischer Sicht deutlich ältere System ist die angeborene Immunantwort. Getragen wird es von Makrophagen genannten Fresszellen, die vor rund 130 Jahren entdeckt wurden.

Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass die angeborene Immunantwort im Gegensatz zur erworbenen Immunantwort nicht flexibel ist, nur unselektiv auf fremde Reize reagieren kann und daher auch über kein "immunologisches Gedächtnis" verfügt. Demgegenüber sind die Gedächtniszellen des adaptiven Immunsystems besonders wirksam bei wiederkehrenden Reizen: Wurden diese beim ersten Kontakt als gefährlich eingestuft, so wird eine sehr produktive und selektive Immunantwort ausgelöst. Reize, die als ungefährlich eingestuft wurden, erzeugen eine Immuntoleranz.

Flexibler als gedacht

Nun berichtet die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) jedoch von Forschungsergebnissen, die nahelegen, dass auch die Makrophagen über vergleichbare spezifische Immunerkennungsmechanismen verfügen wie die Lymphozyten des adaptiven Immunsystems. Die neu entdeckte Makrophagenpopulation bildet möglicherweise eine Brücke zwischen dem klassisch angeborenen Immunsystem und dem nach bisheriger Kenntnis nur von Lymphozyten benutzten lernenden Immunsystem.

"Da Makrophagen an chronischen Entzündungsprozessen nahezu jeglicher Couleur beteiligt sind, beeinflusst die Entdeckung die Erklärungsmodelle für unterschiedlichste Erkrankungen, deren Entstehung und Verläufe bislang unverstanden sind", erklärt Wolfgang Kaminski von der UMM die Bedeutung der Studie, an der auch Forscher aus Göttingen, Hannover, Sydney, Dublin und Moskau beteiligt waren. (red)