Peter Altenberg, war mit dem Café Central so sehr verbunden, dass er es als Wohnadresse angab - Nachzulesen im einem neuen Buch über die Wiener Kaffeehaus-Institution
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"Advokat", "Überstürzter Neumann", "Fiaker" oder "Einspänner" - Mehr
als 40 Kaffeespezialitäten hat die Wiener Kaffeekultur zu bieten. "In
keiner Stadt und keinem Land gibt es mehr", stellen Werner Meisinger und
Rudolf Novak in ihrem neuen Buch über das Café Central fest.
Um zu
relativieren: "Nicht alles, was das Wort 'Wiener' im Namen führt, ist
tatsächlich Wiener Ursprungs." Genannt sei das Wiener Schnitzel (aus
Mailand) oder die Wiener Küche (eine bunte Mischung aus den ehemaligen
k. u. k. Kronländern).
Erst im November wurde die Wiener Kaffeehauskultur zum nationalen
Kulturerbe der Unesco ernannt. Mit dem Buch "Café Central. Wiener
Genusskultur einst und jetzt" wird sie aus zeitgemäßer Perspektive
heraus betrachtet. Dreh- und Angelpunkt ist die seit mehr als 135 Jahren
im Palais Ferstel beheimatete Kaffeehaus-Institution Café Central.
So
erlaubt das in deutscher und englischer Sprache gehaltene Buch Einblicke
in den Alltag eines Kaffeehauses, in dem 300.000 Gäste von 100
Mitarbeitern 365 Tage im Jahr traditionsbewusst und mit Herzlichkeit
bewirtet werden.
Das Central hat wesentlich zur Bedeutung des Kaffeehauses für die Wiener
Lebensart und das Ansehen der Wiener Genusskultur in aller Welt
beigetragen. Hier trafen sich Persönlichkeiten aus
Kunst, Literatur, Politik und Wissenschaft, um die Angelegenheiten des
Weltgeschehens sowie die Ereignisse in der Wiener
Gesellschaft zu diskutieren.
Berühmte Schriftsteller wie Franz Kafka,
Alfred Polgar, Robert Musil, Hugo von Hofmannsthal, Arthur
Schnitzler oder Siegmund Freud zählten zu den Stammgästen. Peter
Altenberg war mit dem Café Central so sehr verbunden, dass er es als
Wohnadresse angab und bis heute seinen Stammplatz innehat. Die Wiener Koch- und Zuckerbäckerkunst wurde und wird
mit besonderer Hingabe gepflegt. "Es gibt Dichter und industrielle,
denen nur im Café Central der
verdienende Gedanke kommt, Hartleibige, denen nur dort die Tür der
Erlösung sich öffnet" beobachtete Alfred Polgar.
Ursprünglich waren die Räumlichkeiten im Erdgeschoß des Palais
Ferstel der Sitz der Wiener Börse. Nach dem Auszug eröffneten die
Gebrüder Pach im Jahr 1876 hier das Café Central. Im Jahr 2001 übernahm
die Karl Wlaschek Privatstiftung die Immobilien auf der Wiener Freyung
und Karl Wlaschek erklärte das Café Central zu seinem
"Lieblings-Restaurant".
Seit Jänner 2011 ist die Verkehrsbüro Group,
Österreichs größter Tourismuskonzern, Betreiber der Palais Events mit
den drei historischen Gebäuden Palais Ferstel, Palais Daun-Kinsky und
den Wiener Börsensälen.
Im Bild: Sisi-Punschkrapfen aus der Café Central-Patisserie.
Traditionen pflegen und neu interpretieren. Dieser Gedanke spiegelt
sich auch in der Küche von Chefkoch Bernhard Laimer und Patissier Pierre
Reboul wider, die mehrfach ausgezeichnet wurde. Die hausgemachten
Mehlspeisen reichen vom klassischen Kaiserschmarrn über Topfenstrudel
und Gugelhupf bis zur Café Central-Torte.
Darüber hinaus dürfen Gulasch,
Sacher Würstel oder Wiener Schnitzel vom Kalb auf der Kaffeehauskarte
ebenso wenig fehlen, wie ein modern interpretierte Klassiker:
gratinierter Tafelspitz.
Neben spannend aufgearbeiteten historischen Fakten und der Geschichte
von Persönlichkeiten, die stark mit dem Café Central verbunden waren,
enthält das Buch einen illustrierten Rezeptteil mit Koch- und
Backanleitungen für Klassiker und neue Kreationen der Wiener Patisserie
und Kaffeehausküche von Pierre Reboul und Bernhard Laimer:
Backhendlsalat mit Käferbohnencreme, Krautfleckerln, Geröstete
Kalbsleber mit Erdäpfelpüree.
Etwas irritierend das Rezept für
Apfelstrudel: Ob der Apfelstrudel in der Café Central-Patisserie
tatsächlich mit
Strudelblättern gemacht ist? Oder soll den LeserInnen der Aufwand des
Teig selbst Ausziehens erspart bleiben?
Wie auch immer, ein Lexikon über
Wiener Kaffeespezialitäten mit Adviókat, Biedermeier, Einspänner,
Fiaker, Kaffee verkehrt, Kapuziner, Pharisäer, oder Überstürzter Neumann
rundet das Buch ab. Um das Geheimnis des letzeren zu lüften: "Ein
gewisser Neumann erfand die inverse Form eines Kaffees mit Schlag",
berichten die Autoren, "dafür wird zuerst Schlagobers in ein Glas
gegeben und dieses mit einem großen Braunen aufgegossen." (red, derStandard.at)
Café Central Wiener Genusskultur einst und jetzt Texte: Werner Meisinger und Rudolf Novak Fotos: Herbert Lehmann In Deutsch und Englisch 144 Seiten mit zahlreichen Fotos, € 18,90 IS BN 978-3-200-02411-3 Erschienen im Eigenverlag der Palais Events
Erhältlich im Café Central und im angeschlossenen Online Shop