Wien - Die "wesentlichsten" Ziele ihrer rund zehnjährigen Tätigkeit glaubt Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB), erreicht: Die wichtigsten Buch- und Bildinhalte des nationalen Gedächtnisspeichers wandern kontinuierlich ins Netz.

Im Zuge der Bestandsdigitalisierung sollen nunmehr die kostbaren Musikautografen und die gesammelten Ansichtskarten elektronisch erfasst werden. Erfreulich auch eine andere Neuigkeit, die Rachinger aus Anlass ihrer Bilanzpressekonferenz bekanntgab: Die Öffnungszeiten werden auf den Sonntag ausgedehnt (9-21 Uhr). Bisher wurden rund 50.000 Bände volltextlich zugänglich gemacht. "Um sicherzugehen, dass keine Urheberrechte verletzt werden", widmet man sich den Büchern aus dem Erfassungszeitraum von 1500 bis 1870: Eine natürliche Präventionsmaßnahme, die gegen Naturkatastrophen oder Unglücksfälle wie die in Weimar (Anna Amalia Bibliothek) oder Köln (Stadtarchiv) passierten, wirksam feien soll.

Die Realisierung des innig herbeigewünschten Tiefspeichers unter dem Wiener Heldenplatz soll einer Public Private Partnership entspringen. Rachinger hofft, im Frühsommer kommenden Jahres mit spruchreifen Verhandlungsergebnissen an die Öffentlichkeit treten zu können. Bereits im Mai 2012 wird ein neuer Lesesaal mit 65 abgezählten Plätzen für Wissenschaftsbehufe angeboten. Schon jetzt kann man sich im digitalen Zeitungslesesaal an historischen Presseerzeugnissen delektieren.

Die Einrichtung eines Literaturmuseums soll Ende 2013 die Räumlichkeiten des Hofkammerarchivs aus allen Nähten platzen lassen. Wie Bernhard Fetz, Direktor des Literaturarchivs, ausführte, denke man an die Verquickung eines stehenden Museums mit den Möglichkeiten eines Wechselausstellungsraums. Der Vorlass Peter Handkes liege vor, eben- so der Nachlass von Philosoph Günter Anders. (poh, DER STANDARD - Printausgabe, 3./4. Dezember 2011)