"Coaland" Polen hat das "Fossil des Tages" für besonders schlechte Klimapolitik erhalten.

Foto: Franko Petri

Nachdem Kanada wegen seines Austritts aus dem Kyoto-Protokoll und Polen ("Poland = Coaland") das "Fossil oft the Day" (das "Fossil des Tages" - ein Preis für besonders schlechte Klimapolitik) bekommen hat, ist nun Brasilien an der Reihe. Denn der ganze Tag gestern stand wegen Brasilien unter einem unheilvollen Zeichen.

Was ist passiert? Brasilien war ein Vorzeigestaat, was den Schutz der Regenwälder angeht. Zwischen 2006 und 2010 wurden 60.000 Quadratkilometer Wald neu geschützt. Das entspricht zwei Drittel der Fläche von ganz Österreich. Damit hat das Land verhindert, dass 2,2 Milliarden Tonnen CO2 in die Luft geblasen werden, wenn der Wald abgebrannt oder gerodet wird. Auf der Klimakonferenz in Cancun 2010 beteuerte Brasilien noch, wie wichtig der Waldschutz für das Land und für die Welt ist. Denn immerhin stammen 20 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Abholzung unserer Wälder. Das brasilianische Forstgesetz hat sich sehr bewährt und die Entwaldungsquoten sind zurück gegangen. Das bisherige Forstgesetz schreibt vor, dass auf Land im Amazonaswald nur 20 Prozent gerodet werden darf. 80 Prozent müssen erhalten bleiben.

Leider ging den Großgrundbesitzern - dabei vor allem den reichen Viehbaronen - dieser Schutz zu weit. Sie brauchen Land für ihre gewaltigen Vieherden, für Anbauflächen und vor allem auch für die Holzindustrie. Das sind die Faktoren, die Wälder und damit unser Klima sterben lassen. Die reiche Elite Brasiliens machte heuer einen Vorstoß, das vorbildliche Forstgesetz zu ändern und brachte über ihre parlamentarischen Vertreter einen Gesetzesvorschlag ein, der alle Umweltschützer erschaudern ließ. Nach dem neuen Gesetz soll alles anders werden. Der totalen Entwaldung soll Tür und Tor geöffnet sein. 

 

"Insgesamt sind 790.000 Quadratkilometer betroffen", wie Carlos Rittl, der Klimaexperte von WWF Brasilien, warnt. Das entspricht einer Fläche, die so groß ist wie Frankreich und England zusammen genommen. Wenn das neue Gesetz durchgeht, werden bis zu 29 Gigatonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Illegal gerodete Flächen werden so legalisiert und müssen auch nicht mehr neu aufgeforstet werden. Waldzerstörung wird nicht mehr bestraft, sondern belohnt. Es geht dabei nur um kurzfristige Profite der Konzerne. Denn ohne Amazonasregenwald wird sich das Wetter auch in Brasilien massiv verändern. Nicht nur die Rechte der indigenen Amazonasvölker werden hier mit Füßen getreten, auch die Artenvielfalt geht verloren. Und letztendlich werden auch die Brasilianer darunter leiden, denn den Boden verliert seine Nährstoffe, die Austrocknung führt zu Ernteausfällen, der Ertrag in der Landwirtschaft ist massiv bedroht und der ganze Wasserkreislauf in Südamerika kommt völlig durcheinander. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf das Weltklima und den Wetterkreislauf.

Das neue Gesetz hat bereits die erste Kammer des brasilianischen Parlaments passiert und wird nun im Senat besprochen. Letztendlich kann nur mehr die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff mit einem Veto die Zerstörung des Amazonaswaldes verhindern. Die Umweltschützer und Menschenrechtsaktivisten haben sich nun auf die Verhinderung dieses Gesetzes eingeschworen. Denn was in Brasilien passiert, betrifft auch die Welt. Es erscheint verrückt, dass ein Land so viel Macht hat, um den ganzen Planeten in Schwierigkeiten zu bringen. Aber das ist die Welt, in der wir leben. Der WWF wird mit seinen Partnern alles tun, um diesen Gesetzesvorschlag zu Fall zu bringen.