Klagenfurt - Die Affäre um das Ausspionieren einer Ärzte-Betriebsversammlung im Klinikum Klagenfurt spitzt sich zu. Jetzt ist ein weiteres Dokument aufgetaucht, in dem Ines Manegold, Vorstand der Kärntner Krankenanstalten (Kabeg) als Initiatorin dieser Spitzelaktion im Oktober 2010 neuerlich schwer belastet wird.

Auch dieser schriftliche Vermerk hält fest, dass Manegold einen Informanten in die Betriebsversammlung der Ärzte einschleusen ließ. Dabei ging es um eine Krisensitzung, auf der die weitere Vorgangsweise nach der Blitzentlassung des damaligen medizinischen Direktors Matthias Angres besprochen werden sollte. Manegold hatte diesen unmittelbar nach der Ärzteversammlung fristlos entlassen. Als Begründung diente die Mitschrift des Spitzels. Angres Nachfolger als ärztlicher Leiter wurde der jetzige "Kronzeuge" Primarius Georg Pinter. Seine und die Unterschrift des früheren kaufmännischen Direktors Herwig Wetzlinger steht jedenfalls auf beiden Dokumenten, die Manegold belasten.

Diese soll Pinter jetzt massiv unter Druck gesetzt haben. Das jedenfalls geht aus einem schriftlichen Hilferuf von Ärzten an den Kärntner Ärztekammerpräsidenten Othmar Haas hervor. Dort heißt es, Pinter solle dazu gebracht werden, sein unterschriebenes Gedächtnisprotokoll zu widerrufen.

Expertenrat will prüfen

Manegold weist alle Vorwürfe zurück. Pinter werde von ihr nicht unter Druck gesetzt. Sie sei auch nicht Urheberin der Spitzelaktion. Ihr Anwalt hätte ihr erst nach der Ärzteversammlung mitgeteilt, dass er einen seiner Mitarbeiter dorthin geschickt habe, und sie habe das auch so in der Krisensitzung mitgeteilt.

Die Spitzelprotokolle sollen jetzt vom Kabeg-Expertenrat überprüft werden. Vor einem Jahr hatte man sich allerdings nicht dafür interessiert und überraschend schnell eine Einigung mit dem fristlos entlassenen Med-Direktor Angres geschlossen. Auch der Kabeg-Betriebsrat fordert eine Überprüfung der Vorwürfe. Auch mit dem liegt die Kabeg-Chefin mittlerweile im Clinch. Sie klagte den Betriebsratsvorsitzenden, weil der gegen eine dienstrechtliche Schlechterstellung eines Abteilungsleiters aufgetreten war. FPK und ÖVP halten Manegold weiter die Stange. (stein, DER STANDARD, Printausgabe, 2.12.2011)