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Trotz einer Behandlung mit den gängigen MS-Immuntherapeutika wird eine Impfantwort auf das Grippevirus aufgebaut.

Foto: APA/Diether Endlicher

München - Mit Beginn der dunklen Jahreszeit haben auch Grippeviren wieder Saison. Gerade die hohe Luftfeuchtigkeit und zunehmende Kälte der letzten Wochen lässt die Patientenzahl in den Wartezimmern der Ärzte anschwellen. Alljährlich stellt sich die Frage: „Ist eine Grippeimpfung sinnvoll?" „Für Multiple Sklerose Patienten können wir mit einem klaren ‚Ja‘ antworten", erklärt Uwe Zettl, Leiter für Neuroimmunologie an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Rostock.
„Eine Influenza-Infektion kann neue MS-Schübe auslösen und damit den Gesamtzustand der Patienten verschlechtern", so Zettl, der im Auftrag des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS) und des Ärztlichen Beirats der Deutschen MS Gesellschaft (DMSG) eine aktuelle Stellungnahme zum Thema für Fachkollegen erarbeitet hat.

Unbegründete Angst

Da bei Influenza Totimpfstoffe zum Einsatz kommen, ist die Befürchtung vieler MS-Patienten, die Impfung selbst könne Schübe auslösen, in der Regel unbegründet. Eine Reihe von Studien belegen, dass die Grippeimpfung das Schubrisiko nicht erhöht. Pro Grippesaison treten zwei bis drei unterschiedliche Influenza-Stämme auf. Der diesjährige Impfstoff enthält in seiner Zusammensetzung einen Stamm des Schweinegrippevirus H1N1 sowie zwei weitere Erregerstämme. „Zwei kleinere Fallstudien, die im Zuge der Schweinegrippen-Pandemie mit MS-Patienten durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass der H1N1-Stamm ebenfalls nicht zu einem erhöhten Schubrisiko beiträgt", sagt Zettl.

Der aktuelle Impfstoff bietet jedoch keine Sicherheit vor dem Vogelgrippe-Virus H5N1. Allerdings ist bisher auch kein direkter Übertragungsweg von Mensch zu Mensch nachgewiesen worden. Zu den bereits entwickelten Impfstoffen liegen aktuell keine Daten zu ihren Auswirkungen auf Multiple Sklerose vor.

Impfung auch unter Immuntherapie

Nach gegenwärtigem Wissensstand wird trotz Behandlung mit den gängigen MS-Immuntherapeutika eine Impfantwort auf das Grippevirus aufgebaut. Studien mit MS-Patienten, die mit Interferon beta 1a behandelt werden, belegen, dass nach einer Grippeimpfung ein ausreichender Schutz aufgebaut wird. Auch für das neue orale MS-Medikament Fingolimod ist nachgewiesen, dass es nach Influenza-Impfungen zu vergleichbaren Immunantworten wie bei gesunden Kontrollpersonen kommt.

„Eine Grippeimpfung von MS-Patienten senkt das Infektionsrisiko spürbar und trägt so dazu bei, einen ungünstigen MS-Krankheitsverlauf zu verhindern. Der Impftermin beim Arzt sollte daher einen festen Platz im Kalender von MS-Patienten haben", rät Zettl abschließend. (red)