Berlin - Er ist wieder da - nicht persönlich, aber in Buchform. Neun Monate nach seinem Rücktritt erscheint nun ein neues Werk des ehemaligen deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Diesmal dürfte es bei den Quellenangaben und Zitaten keine Beanstandungen geben, denn Guttenberg hat einfach Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der Zeit, ein ausführliches Interview gegeben.

Vorerst gescheitert (Herder Verlag) lautet der Titel des 207 Seiten langen Buches, und dieser macht gleich klar, dass der 39-jährige Guttenberg nicht vor hat, ewig im selbstgewählten Exil in New York zu bleiben, wo er derzeit für einen Thinkthank arbeitet. Sondern dass vielmehr die Planungen für ein Comeback bereits laufen.

Der erste Teil des Werks dürfte bei der CSU noch gut ankommen. Guttenberg wirft sich wegen seiner fehlerhaften Doktorarbeit selbst "Hochmut" und "Dummheit" vor. Er erklärt auch, zur Not "vor Gott" bezeugen zu können, dass die Arbeit kein vorsätzliches Plagiat, sondern dass er einfach nur überfordert gewesen sei.

Nach diesen Passagen widmet sich Guttenberg jedoch ausführlich der deutschen Politik und drischt fröhlich auf die CSU ein. Diese sei "von einer Infektion befallen". Und wenn sie behaupte, immer noch eine Volkspartei zu sein, dann wirke das "nur noch wie die Verhöhnung früherer Träume" und könnte ihr "als Hybris ausgelegt werden".

Er deutet auch an, dass er noch vor der Bundestagswahl 2013 in die deutsche Politik zurückkehren könnte - allerdings nicht unbedingt in der CSU, da sei er ja nur "zur Zeit" Mitglied.

Die Sehnsucht nach ihm wird nach der Buchveröffentlichung allerdings täglich überschaubarer. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer findet Guttenbergs Aussagen "völlig daneben". Es sei kein guter Stil, alles und jeden herabzusetzen, um selbst erhöht zu werden. Auch in Guttenbergs Heimat regt sich Unmut. Sein Buch überschreite "die Grenze des Hinnehmbaren", sagt Thomas Silberhorn, Vizechef des CSU-Bezirksverbandes Oberfranken. Und laut einer Forsa-Umfrage für den Stern befürworten nur noch 49 Prozent der Deutschen ein Comeback. Im März waren es noch 62 Prozent. (bau/DER STANDARD, Printausgabe, 1.12.2011)