Will Feld nicht räumen: Gerald Matt

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Als Interims-Leiter vorgesehen: Franz Patay

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Wien - Am Freitag, 2.12., geben Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) und Klaus Werner-Lobo, Kultursprecher der Wiener Grünen, in einer Pressekonferenz die künftige Organisationsstruktur für die Kunsthalle bekannt.

Statt des in die Kritik geratenen Kunsthallen-Vereins wird künftig eine GmbH für das Ausstellungshaus im Museumsquartier zuständig sein. Die Kontrollfunktion obliegt einem Aufsichtsrat, der die Direktion ausschreiben soll. In diesem werden laut Standard-Infos u. a. Norbert Kettner (Chef von Wien-Tourismus), Vet-Med-Rektorin Sonja Hammerschmid, der Kurator und Publizist Martin Fritz sowie der bisherige Kunsthallen-Vizepräsident, Ottakringer-Chef Siegfried Menz, sitzen.

Wie die Zukunft von Kunsthallen-Direktor Gerald Matt aussehen wird, wollen die Politiker erst in der Pressekonferenz bekannt geben. Laut APA werde der wegen angeblicher Malversationen unter Druck geratene Matt für vorerst vier Monate karenziert. Und Kunsthaus-Chef Franz Patay soll interimistisch die Führung des Hauses übernehmen.

Matt aber dementierte gegenüber der Presse: "Ich gehe sicher nicht in Karenz." Bei einer Suspendierung werde er "alle rechtlichen Mittel ergreifen". Auf die Frage, ob seine Funktion in anderer Form ruhend gestellt werde, wollte Matt, der gerade in Miami Beach auf der dortigen Art Basel weilt, nicht antworten.

Die Vorwürfe, denen sich der 53-jährige Vorarlberger Matt, seit 1996 Kunsthallen-Chef, zuletzt immer heftiger ausgesetzt sah, sind mannigfaltig: Profil veröffentlichte fünf eidesstattliche Erklärungen, in denen ehemalige Mitarbeiter berichten, dass private Leistungen für Matt auf einer eigenen Kostenstelle verrechnet wurden. So sollen "regelmäßig" Matts private Möbel transportiert, Einbauten und Reparaturarbeiten an seinen Autos durchgeführt und Umbauarbeiten in seiner Wohnung verrichtet worden sein.

Zudem unterstützte er zusammen mit dem Vorstand die Ansuchen mehrerer Ausländer auf die österreichische Staatsbürgerschaft. Diese angeblichen Sponsoren hatten einer zu gründenden Privatstiftung hohe Summen versprochen, das Einbürgerungsprojekt scheiterte aber. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat sich des Falles angenommen und führt gegenwärtig Erhebungen durch.

Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen im Parlament, brachte drei Anzeigen gegen Matt bei der Staatsanwaltschaft wegen "Untreue" und "missbräuchlicher Verwendung von Subventionen" ein. Matt bestritt die Vorwürfe stets (auch im Standard), für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Mailath-Pokorny sah trotz der Vorwürfe keinen Grund, Matt abzuberufen: Er verwies bloß auf den laufenden Vertrag. Die Wiener Grünen drohten dem Koalitionspartner SP schließlich, den Subventionsantrag der Kunsthalle zu blockieren, sollte Matt Kunsthallen-Chef bleiben.

Dem Kunsthallen-Verein war zuletzt vorgeworfen, zu unkritisch gewesen zu sein. Der bisherige Präsident Thomas Häusle kündigte an, er werde nicht zur Pressekonferenz kommen, da er nicht eingeladen sei.  (stui, trenk/DER STANDARD, Printausgabe, 1./2.12.2011, red)