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Foto: Reuters/ ERIKO SUGITA
Wien - Das Wichtigste lernen die Kinder am Cobenzl nicht: Kühe sind weiterhin lila.

Wer jetzt lacht, hat noch nie an einer Wiener Volksschule unterrichtet. Kühe, wird einem dort oft bestätigt, sind lila. Spinat kommt aus dem Packerl. Hühner und Eier haben nichts miteinander zu tun. Und Schweine reden Dialekt: Das typische Stadtkind hat von Bauernhof und Nutztieren mittlerweile oft so viel Ahnung wie ein Tiroler Bergbauernkind von den Fahrscheinautomaten in der U-Bahn. Gar keine nämlich.

Bauernhof mitten in der Stadt

Und weil sich alle Beteiligten einig sind, dass das nicht wirklich super ist, eröffnete die Gemeinde Wien nun am Cobenzl das "Landgut Wien", einen Bauernhof mitten in der Stadt (eigentlich: am Hügel über der Stadt). Auf 4 Hektar (für Stadtkinder: 40.000 Quadratmeter) gibt es in sieben Gehegen acht "typische" Hoftiere: Hühner, Schweine, Schafe . . . aber keine Kühe.

Hendlschauen

1500 Kinder, erklärte Umweltstadträtin Isabella Kossina (SP), waren schon hier. 1500 sollen vor dem Sommer noch Hendlschauen. Und, so erklärte Cobenzl-(Bio)-Bauer Herbert Veit, ein möglichst authentisches Bild von artgerechter und nachhaltiger Landwirtschaft bekommen: Mittelfristig soll der Hof sich selbst erhalten. Vorher muss Veit aber ein Problem lösen: "Keiner von uns bringt es übers Herz, ein Tier zu töten."

Dass der Hof nur für Kinder sei, dementiert der Bauer: "Welcher Erwachsene kennt den Weg von der Ähre zum Brot? Wir wollen hier Dinge zeigen, von denen alle glauben, sie zu wissen - und wissen es dann doch nicht."

In Kuhfarbfragen bittet Veit um Geduld. Rinder gibt es erst nächstes Jahr. Eines verrät er aber schon: Kühe sind nicht lila. Nie. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 5.6.2003)