Irritierende Momente zwischen Mutter (Nicole Garcia) und Tochter (Sandrine Khiberlain)

Foto: Cinestar
Ein kleiner Junge sieht doch aus wie der andere. Wenn sie dann noch beinahe identische Namen tragen (Joseph beziehungsweise José), der eine wohl behütet im bürgerlichen Haushalt lebt und eines Tages trotzdem verunglückt, während der andere in weniger gesicherten sozialen Verhältnissen aufwächst, dann scheint ein brüsker Eingriff in den Lauf des Schicksals berechtigt. So sieht es zumindest Margot, die ihrer erwachsenen Tochter Betty in der Folge auf recht eigenwillige Weise Hilfe angedeihen lässt.

Der anhaltende Psychokleinkrieg zwischen Mutter (Nicole Garcia) und Tochter (Sandrine Khiberlain) ist nur ein Element von Claude Millers hintergründigem Thriller Betty Fisher (et autres histoires), der auf einem Roman der britischen Krimiautorin Ruth Rendell basiert. Eine zweite Geschichte beginnt, nachdem Betty im Krankenhaus zusammenbricht:

Der kleine Junge, der den Vorfall interessiert beobachtet, wird zum Mittelpunkt einer weiteren Episode, bevor die verschiedenen Geschichten und ihre Protagonisten nach und nach in einem Netz von Versteckspielen, kriminellen Geschäften und familiären Heimlichkeiten zusammengeführt werden - ohne dass sie selber davon wissen.

Miller inszeniert diese verschachtelte Erzählung routiniert und gediegen und beschäftigt ein ebensolches Ensemble. Vor allem Nicole Garcia sorgt in seinem Film immer wieder für kleine irritierende Momente, in denen nur ihr Blick und ihre Mimik von dem erzählen, was nicht ausgesprochen werden kann. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.6.2003)