Ein "Sarg" für den schlechten Geschmack
Die Kölner Gruppe rund um Texter und Sänger Markus Berges, benannt nach der volkstümlichen ostdeutschen Bezeichnung für Sarg, zeigt mit "Altes Gasthaus Love", dass sich intelligente deutsche Texte mit stimmungsvoller Musik und trotz dem beherrschenden Thema Liebe wohltuend von der Einheitskost der Mainstream-Schunkelmelodien in den Hitparaden abheben können.
Aller Guten Dinge sind fünf
Das mittlerweile fünfte Album von Erdmöbel, nach "Das Ende der Diät" (1996), "3 Singles 1999" (1999), "Erste Worte nach Bad mit Delfinen" (1999) und "Erdmöbel versus Ekimas" (2000) besticht durch liebevolle und intelligente Sprachspielereien, tiefgründige Texte und grandiose Melodien, ohne sich dabei jedoch in germanistik-studentischen Belehrungen und triefendem Pathos zu verfangen.
Busfahrt mit Audrey Hepburn
Aus den elf stimmungsvollen Titeln des Albums stechen drei Nummern besonders hervor. Einserseits das wundervolle "Dawai, Dawai" mit Textzeilen wie etwa "aus Versehen bist du frei / wie ein Luftballon" und "das Lied ist aus und sie steht da / lächelt irgendwie unabgetrocknet, als er sagt: / hey, du weinst ja". Andererseits, das - mittlerweile auch schon aus dem Radio bekannte - "In den Schuhen von Audrey Hepburn" mit der eingängigen Anfangsstrophe "mein Film beginnt / mit Abstand und Vorhang / das Licht geht an / eine geht durch den Gang / nicht Fee nicht Reh / aber durch das Foyer / in den Schuhen von Audrey Hepburn".
Und last but not least "Busfahrt" - die Vertonung eines Prosawerks von Berges, das trotz seiner mehr als sechs Minuten Spielzeit durch Passagen wie "Nachdem sie gegangen war, stand ich vor dem Spiegel / und stellte mir vor, wie ich ausgesehen hatte / hinter der Anrichte beschäftigt damit / Butter und Marmelade zu portionieren" zu fesseln und zu unterhalten weiß und ein bisschen an Blumfeld erinnert.
Für den Sommer und erst recht für den Winter