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Der Sieg gegen Angola...

Foto: Reuters/Hackett

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...soll gefeiert werden.

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London - Für 80 Prozent aller Briten ist das Wort "Handball" immer noch das Handspiel beim Fußball - aber das soll sich spätestens mit den Olympischen Spielen ändern. "Langsam kommen wir in der Öffentlichkeit und in den Medien an", sagte Paul Goodwin, der Generalsekretär des britischen Handballverbandes nach dem olympischen Sechsnationen-Testturnier, das am Sonntag von Österreichs Frauen gewonnen worden ist. Goodwin ist einer der Pioniere in Großbritannien - und er ist der Vater des Projekts "Von null auf 100".

Als London 2005 den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012 erhielt, begann Goodwins Mission. Ein paar Studenten aus Mitteleuropa spielten seinerzeit auf der Insel Handball. Mit der Olympia-Vergabe nach London mussten Goodwin und seine Mitstreiter eine Männer- und eine Frauen-Nationalmannschaft aufbauen - aus dem Nichts.

Suche nach Sportlern

Es gab ein Casting mit Sportlern, die noch nie zuvor Handball gespielt hatten. Zeitgleich suchten die Olympia-Gastgeber auf der ganzen Welt nach Handballern mit britischen Wurzeln. Australien hat es für die Sydney-Spiele 2000 vorgemacht. Und acht Monate vor den Spielen von London nimmt das Projekt Konturen an.

"Es ist ein geniales Abenteuer und ein unglaubliches Erlebnis - so langsam wird der Traum wahr", sagt Lyn Byl, halb deutsch, halb britisch. Bis zum Sommer spielte sie für Bayer Leverkusen in der deutschen Bundesliga. Im August ist sie zur britischen Olympia-Mannschaft nach London gezogen. Die Kreisspielerin ist der Star, sie soll ihr Team dank ihrer internationalen Erfahrung zur Mission Olympia-Viertelfinale führen. "China hat es uns 2008 vorgemacht, als sie mit einer anfangs völlig neuen Mannschaft Olympia-Sechster in Peking wurden", sagt Byl.

Die Frauen sind die Zugnummer der Briten. Beim olympischen Testturnier stand Großbritannien plötzlich im Fokus. "Unsere Spielerinnen brauchten 40 Minuten, bis sie an der Schar der Journalisten vorbei in der Kabine waren. Normalerweise steht da niemand", berichtete Goodwin nach dem sensationellen 22:20-Erfolg über Angola zum Turnierstart. Danach unterlagen die Britinnen den Österreicherinnen 23:31.

"Vor vier Jahren hatten wir nicht einmal eine Nationalmannschaft"

Der dänische Trainer Jesper Holmris war über den Erfolg gegen die Angolanerinnen jedenfalls völlig aus dem Häuschen: "Vor vier Jahren hatten wir nicht einmal eine Nationalmannschaft - und nun schlagen wir den Afrikameister. Unfassbar!" Im Schlussklassement blieb dennoch nur Platz sechs unter sechs Teams.

Der Verband hat es geschafft, dass mittlerweile Tausende Kinder Handball in Schulen spielen. Beim Olympia-Test waren die wichtigsten britischen Medien vor Ort. "Am Tag nach dem Erfolg über Angola waren die Zeitungen voll mit Handball", sagt Goodwin. Und eine weitere Zahl stimmt den Funktionär optimistisch: Seit Monaten ist das olympische Handballturnier ausverkauft: Die meisten Karten gingen an Briten. (APA)