Wikileaks-Einblicke beim News World Summit in Hong Kong: Julian Assange verteilte auch Medienschelte.

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Sydney - Die Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks hat in Australien den Walkley-Preis für Journalismus erhalten. In der Heimat von Wikileaks-Mitbegründer Julian Assange befand ein Gremium aus Journalisten und Fotografen vor der Bekanntgabe der Preisverleihung am Sonntag, dass das Portal sich um "Meinungsfreiheit und Transparenz" verdient gemacht habe. Die Plattform werde als "bester Beitrag zum Journalismus" im Jahr 2011 ausgezeichnet. Wikileaks setze sich "mutig" für die wichtigste Tradition des Journalismus ein, Gerechtigkeit durch Transparenz zu erreichen, hieß es in der Begründung weiter.

Legitimitäts-Krise

Am Montag holte Assange dann zu einem Rundumschlag gegen die etablierten Medien aus. In einer am News World Summit in Hong Kong übertragenen Rede vor den versammelten Chefredakteuren sprach er von einem neuen McCarthy-Ära der politischen Verfolgung in den USA, die sich auch auf andere Länder ausbreite. Journalismus sei laut Assange in einer Legitimitäts-Krise, er sehe auch kein Zeitalter der Transparenz, wie "Zeit Online"-Chefredakteur Wolfgang Blau aus Hong Kong twitterte.

"Falsche Propheten des Journalismus"

Journalisten würden nur näher an die Machthaber heran wollen, Medienunternehmen wie die "New York Times" und der britische "Guardian" müssten dafür Kompromisse eingehen, so Assange demnach. Der "Guardian" sei der schlimmste Missetäter bei der Enthüllung der US-Botschaftsdepeschen gewesen. Assange machte die britische Zeitung bereits im September für ein Datenleck verantwortlich. "Guardian" und "New York Times" seien laut Wikileaks-Mitbegründer "falsche Propheten des Journalismus", twitterten die Veranstalter des World Editors Forum.

Vom Moderator gefragt, ob er sich selbst als Journalist sehe, sagte Assange, selbstverständlich sei er ein "gottverdammter Journalist", siehe Tweet von Tyson Wheatley (CNN). Premesh Chandran, CEO der Nachrichtenseite Malaysiakini.com twitterte, es sei so still gewesen, dass man eine Stecknadel hören könnte.

Die Enthüllungsplattform arbeitete bei der Veröffentlichung diverser Dokumente unter anderem mit "Guardian" und "New York Times" zusammen.

"Tägliche Verabredung mit der Polizei"

Assange steht in Großbritannien unter Hausarrest, bis über einen Auslieferungsantrag Schwedens entschieden ist. Er musste seine Rede an das Publikum in Hong Kong unterbrechen, um seine "tägliche Verabredung mit der Polizei" einhalten zu können.

Schwedens Justiz will Assange zu Vorwürfen sexueller Belästigung und Vergewaltigung vernehmen. Der Australier soll im August 2010 mit zwei Schwedinnen ohne deren Einwilligung ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt haben. Assange bestreitet dies und sieht in den Vorwürfen ein politisches Komplott. (APA/red)