Der gebeutelte Netzwerkbauer Nokia Siemens Networks kann nicht mehr mit Finanzspritzen seiner Mütter Nokia und Siemens rechnen. Die beiden Unternehmen hätten die Gemeinschaftstochter nun "zum letzten Mal" mit Kapital ausgestattet, erwarteten aber, dass diese Investition einen Ertrag liefere, heißt es in einem Schreiben von NSN-Chef Rajeev Suri an die Beschäftigten, der Reuters vorliegt. "Wir haben gewaltige Verluste seit unserer Gründung. Wir verbrennen Barreserven, haben zu viele Geschäftsfelder, die niemals adäquate Erträge geliefert haben, und Regionen, die stets Verluste einfahren", schreibe der NSN-Chef weiter. Auch die Qualität sei "nicht da, wo sie sein sollte".

Milliardengrab

Seit der Gründung von NSN hat sich die Firma zu einem Milliardengrab für Nokia und Siemens entwickelt. Erst Ende September pumpten sie eine Mrd. Euro in das Geschäft, um die Finanzausstattung zu verbessern. Zuletzt fuhr die ungeliebte Tochter bei einem Quartalsumsatz von 3,4 Mrd. Euro einen operativen Verlust von 114 Mio. Euro in den Monaten Juli bis September ein. Vor wenigen Tagen kündigte NSN die Streichung fast eines Viertels der weltweit 74.000 Stellen an. Nach der Ankündigung veranschlagten mehrere Analysten, die Firma brauche mehr als die zuletzt von den Müttern gewährte Kapitalzufuhr von einer Mrd. Euro, um die Sanierungskosten zu bewältigen.

"Wo NSN absolut Erfolg haben muss"

Im Sommer hatte Siemens-Finanzchef Joe Kaeser für NSN angeregt, eine Anleihe zu begeben. Entsprechende Vorplanungen verliefen allerdings im Sande. Suri umriss in dem Schreiben erstmals, von welchen Geschäftsfeldern er sich trennen will. Neben dem Festnetzgeschäft sollen auch die Bereiche Schmalband, WiMAX, Unterhaltungstechnik und Ethernet-Fernverbindung aufgegeben oder eingedampft werden. Regional soll sich NSN auf Japan, Korea und die USA konzentrieren. Das seien Märkte, "wo NSN absolut Erfolg haben muss", schrieb Suri. (APA)