Antibiotika-Spezialist Nabriva denkt über Rechte- oder Komplettverkauf nach.

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Wien - Das Wiener Biotech-Unternehmen Nabriva Therapeutics, ein Spin-off der Novartis-Tochter Sandoz im Tiroler Kundl, steht vor einer Grundsatzentscheidung. Nach Abschluss einer klinischen Phase-II-Studie für eine neue Antibiotika-Klasse steht jetzt die kostspielige Phase III an, die ohne Partner kaum zu stemmen ist.

"Wir führen Gespräche mit einigen Interessenten, sowohl in Europa als auch in Übersee", sagte Finanzvorstand Ralf Schmid dem Standard. "Von einem Verkauf der Rechte bis zu einem Komplettverkauf ist alles möglich. "

Das Biotech-Unternehmen, das 2006 mit einer Anschubfinanzierung in die Selbstständigkeit entlassen wurde, hat sich auf die Forschung und Entwicklung von Antibiotika zur Behandlung schwerer Infektionskrankheiten spezialisiert. Das Hauptaugenmerk legt Nabriva auf die sogenannten Pleuromutiline - eine neue Antibiotikaklasse, die Resistenzen gegenüber herkömmlichen Antibiotika überwinden soll. Der Antibiotika-Markt wird auf weltweit 42 Mrd. Dollar geschätzt, das für Nabriva interessante Segment ist im einstelligen Mio.-Dollar-Bereich.

Die in den USA abgeschlossene Phase II sei vielversprechend verlaufen; von den Nebenwirkungen sei das Pleuromutilin-Antibiotikum BC-3781 vergleichbar mit dem "Goldstandard" Vancomycin, sagte Schmid. In der Phase III müssten umfangreichere Studien mit bis zu 3000 Patienten gemacht werden. Die Kosten könnten sich auf bis zu 100 Millionen Euro addieren, zumal die Zulassungsbehörden in den USA und Europa jeweils zwei Studien verlangten.

In drei Finanzierungsrunden hat Nabriva bisher insgesamt 62 Millionen Euro erhalten. "Etwas Geld ist noch da", sagte Schmid. "Unser Vorteil ist, dass wir eine stabile Investorengruppe haben, die uns von Beginn an begleitet." Dazu gehören Venture-Capital-Gesellschaften wie Global Life Science und Phase4 Ventures. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe, 28.11.2011)