"Nicht den Funken eines Ermittlungsansatzes" gebe es im Fall Kampusch mehr, sagte der zuständige Sektionschef im Justizministerium. Weder bei der sogenannten "Zwei-Täter-Theorie" noch gar bei irgendwelchen Fantasien über einen Kinderporno-Ring mit Promi-Beteiligung. Die Ermittlungen gegen fünf Staatsanwälte wegen Amtsmissbrauchs, die auf Veranlassung des Ex-Präsidenten des Obersten Gerichtshofes, Johann Rzeszut, ein Jahr lang liefen, seien daher einzustellen.

Rzeszut spricht weiter von Amtsmissbrauch. Nun, auch ein ehemaliger Präsident des Obersten Gerichtshofes kann sich verrannt haben. Oder Verschwörungstheorien anhängen. Und nicht und nicht glauben, dass sich eine damals 12 Jahre alte Zeugin, die zwei Täter gesehen haben will, geirrt haben könnte. Obwohl jeder erfahrene Richter und jeder erfahrene Gerichtssaalreporter weiß, wie problematisch Zeugen sein können.

Aber natürlich, ein Rest an Zweifel bleibt. Nur, was jetzt passiert, wird die Sache mit absoluter Sicherheit nicht aufklären. Sondern vernebeln. Jetzt nimmt sich nämlich die Politik des Falles an. Dem geheimen Innenausschuss des Parlaments sollen die Akten des Falles Kampusch übergeben werden. Mitsamt "wichtigen Bild- und Tondokumenten". Womit garantiert ist, dass etwas von mediengeilen Politikern in die Krawallzeitungen hinaussickert. (DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.11.2011)