Das Klinikum Klagenfurt kommt unter Kabeg-Vorstand Ines Manegold nicht zur Ruhe. Jetzt geht es um den Vorwurf der Ärzte-Bespitzelung.

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Klagenfurt - Der Vorstand der Kärntner Landesspitäler (Kabeg), Ines Manegold, gerät neuerlich schwer unter Druck. Laut einem am Freitag aufgetauchten Protokoll soll Manegold die Bespitzelung einer Betriebsversammlung von Ärzten im Klinikum Klagenfurt selbst in Auftrag gegeben haben. Das Gesprächsprotokoll wurde nach dieser Betriebsversammlung am 28. Oktober 2010 im Zuge einer anschließenden Sitzung im Kabeg-Vorstandsbüro verfasst. Dort heißt es: "Manegold führt aus, dass sie vorsorglich einen Informanten entsandt hat, welcher ein Wortprotokoll erstellt hat."

"Stasi-Methoden"

Prominentes Opfer des eingeschleusten Spitzels war der damalige medizinische Direktor Matthias Angres, der dem Kabeg-Mangement "Stasi-Methoden" gegenüber aufmüpfigen Ärzten vorwarf. Angres wurde sofort nach der Betriebsversammlung fristlos entlassen. Der Spitzel war ein Konzipient von Manegolds Anwalt. Die Kabeg-Chefin beteuerte stets, sie habe nichts gewusst, der Kabeg-Anwalt habe eigenmächtig gehandelt. Dieser nahm alles auf sich und musste sich deshalb vor der Anwaltskammer verantworten.

Das nun aufgetauchte Protokoll (es liegt dem STANDARD vor) stellt die Manegold-Version infrage. Umso mehr, als es von den damaligen Klinikum-Direktoren Primarius Georg Pinter und Herwig Wetzlinger unterzeichnet ist. Wetzlinger betont, dass er das Original bei seinem Anwalt hinterlegt habe.

Kabeg-Vorstand Manegold ließ ausrichten, es sei verwunderlich, dass dieses Schriftstück gerade jetzt auftauche. Es handle sich um ein Gedächtnisprotokoll, da könne man auch Fehlwahrnehmungen wiedergegeben haben.

Betriebsrat empört

Empört zeigt sich dagegen Kabeg-Zentralbetriebsrat Arnold Auer: "Wenn Manegold die Bespitzelung angeordnet hat, muss sie gehen." Dann hätte sie nicht nur den Betriebsrat, sondern auch alle Kabeg-Gremien und die Öffentlichkeit belogen. Auer fordert die sofortige Einberufung des Kabeg-Expertenrats: "Jetzt muss alles auf den Tisch." Auch Ärztekammerchef Othmar Haas fordert Aufklärung.

Für den Vorsitzenden des Expertenrats, Albert Krainer, besteht dazu kein Anlass: "Es kann sich auch um Missverständnisse handeln." Der Kabeg-Anwalt habe Konsequenzen tragen müssen. Ihm hätten Manegold sowie Wetzlinger damals versichert, dass die Kabeg-Chefin mit dieser Spitzenaktion nichts zu tun gehabt hätte. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.11.2011)