Mit "weitgehend zufällig" umschreiben sowohl Gabriele Zuna-Kratky, Direktorin des Technischen Museums, als auch Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid ihren Weg an die Führungsspitze. Beim Femtech-Netzwerktreffen am Montag im Wiener Tech Gate wurde über Macht - schillernd und handfest - diskutiert.

Zita Küng, Gründerin und Inhaberin des Schweizer Beratungsunternehmens EQuality, sieht gerade hinsichtlich der Karriereambitionen noch "Erfolgsreserven". Machtvolle Positionen anzustreben erscheint bei Männern selbstverständlich - wenn Frauen diesen Anspruch äußern, werden sie als machtbesessen abgestempelt. "Was aber nicht heißt, dass Frauen planlos sind oder weniger Ambitionen hätten", sagt Küng.

Als klassischen Frauenfehler bezeichnet Föderl-Schmid ihr zögerndes Verhalten, als sie von Oscar Bronner 2007 gefragt wurde, Chefredakteurin des Standard zu werden. "Weil mir die Schuhe meines Vorgängers Gerfried Sperl zu groß erschienen." 2009 hatte die Zeitung die höchste Auflage seit ihrer Gründung, ergänzt sie. "In sieben Jahren hatte das Technische Museum fünf verschiedene Leitungen - auch bei meiner Bestellung liefen Wetten, wie lang ich durchhalten werde", sagt Zuna-Kratky. Mittlerweile ist sie zwölf Jahre Direktorin. Während dieser Zeit wurde der Frauenanteil von 20 Prozent auf 45 Prozent erhöht. Wichtig sei, mit seiner Macht verantwortlich umzugehen und Entscheidungen auf möglichst breite Beine zu stellen.

Macht, um Herrschaft zu erlangen

Für den Schriftsteller Michael Köhlmeier sind Miteinander und Verantwortung in Bezug auf Macht reine Verzierungen. Er sieht die Machtdefinition wie Macchiavelli als Mittel, um die Herrschaft zu erlangen. "Und diese kann grausam oder milde sein", ergänzt er. Aber seit den 68er-Jahren herrsche ein Streben gegen die Macht, dabei treffe der Spruch: "Was man gern macht, macht man besser" auch auf die Lust zur Macht zu.

Dass Macht wenig schillernd und viel mehr anstrengend und nicht immer einfach sei, ergänzt Föderl-Schmid. Entscheidungen müssen getroffen werden. Und dabei könne man nicht "everybody's darling" sein. Auf solchen Positionen habe man weniger Ressourcen, auf die zurückgegriffen werden könne, man werde einsamer. "Aber Macht ist auch die Möglichkeit, zu gestalten", sagt sie. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe 26./27.11.2011)