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HIV-Vorsorge und Prävention sind zwar in den Köpfen, aber nicht in den  Betten der Menschen angelangt.

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Wien - In den "Köpfen" ist das Wissen um HIV/Aids nach mehr als 25 Jahren der Immunschwächekrankheit in Österreich vielleicht angekommen, aber offenbar noch immer nicht "in den Betten". Das Motto des diesjährigen Welt-Aids-Tages am 1. Dezember ist 'Getting to Zero'. Ich übersetze das mit ' Aids ist beherrschbar - also tun wir es'. Wir müssen zu Null Neuinfektionen kommen, zu Null Todesfällen und zu einer Null an Diskriminierung", sagte am Freitag Dennis Beck, Obmann der Aids-Hilfe Wien bei einer Pressekonferenz. Man sehe derzeit wieder einen Anstieg der HIV-Infektionen.

In den ersten drei Quartalen des Jahres 2011 wurde bei 398 Personen in Österreich eine Infektion mit den Erregern der Immunschwächekrankheit neue festgestellt. Beck: "Wenn man da auf das ganze Jahr umrechnet, wären das für 2011 wahrscheinlich um die 531 Neudiagnosen. Im vergangenen Jahr hatten wir 487." Mit einer zu erwartenden Dunkelziffer müsse man mit einer Steigerung um zehn Prozent rechnen.

Für den Obmann der Aids-Hilfe Wien gibt es deshalb drei primäre Aktionsfelder: Die Aids/HIV-Problematik müsse national und international in der Politik - speziell in Gesundheits- und Sozialpolitik - im Augenmerk behalten werden. Vorsorge und Prävention müssten "in die Köpfe" hinein, seien dort vielleicht angekommen, aber noch nicht "in den Betten der Menschen" angelangt. Doch mit Stichtag vom 14. November 2011 meldete das Gesundheitsministerium: Bisher aufgetretene 3.659 Aids-Erkrankungen in Österreich und 1.945 Todesfälle. Zwischen 12.000 und 15.000 Menschen leben mit HIV/Aids in Österreich.

In der heterosexuellen Beziehung gelandet

Die ansteigenden Neuinfektionsraten dürften vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen sein: Einerseits ist - so Beck - "HIV in der heterosexuellen Bevölkerung gelandet". Dort gebe es geringe Barrieren bezüglich einer Weiterverbreitung. Die zweite Problemzone: Männer, die (auch) mit Männern Sex haben - MSM. Der Obmann der Wiener Aids-Hilfe: "'Da haben wir ein ein Problem." Eine Online-Umfrage mit 4.085 Teilnehmern in Österreich im MSM-Bereich zeigte: Etwa die Hälfte leben in einer fixen Beziehung. Auf der anderen Seite hatten 4,3 Prozent mehr als 50 Partner im voran gegangenen Jahr, 14 Prozent elf bis 20 und 20 Prozent beispielsweise sechs bis zehn Partner. 58 Prozent gaben an, keinen ungeschützten Analverkehr gehabt zu haben.

Die Aids-Hilfe Wien setzt hier auch auf "aufsuchende" Beratung und HIV-Testung in Lokalen der Schwulenszene. Damit sollen Bewusstsein und Informationsgrad über den HIV-Status erhöht und - im Fall des Falles - der Zugang zu einer möglichst schnellen Therapie erleichtert werden. Beck: "Im Unterschied zu früher haben wir jetzt medizinische die Möglichkeit, Null Neuinfektionen und Null Todesfälle zu erreichen." Die Gesellschaft müsse aber endlich auch damit beginnen, mit HIV/Aids als normales Gesundheitsproblem zu leben. (APA)