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Im Hochschwab wurde ein Weg gefunden, den noch niemand zuvor beschritten hat. Was manchen klaustrophobische Beklemmungen bescheren würde, ist für einen Speläologen ein Fest.

Foto: APA/Gernot Völkl

Graz - Im von Höhlen durchzogenen Kalkstock des obersteirischen Hochschwabs haben steirische Forscher ein Riesen-Höhlensystem lokalisiert, das mit knapp 32 Kilometern das zweitlängste in der Steiermark ist und österreichweit unter den zehn längsten rangiert. Die Verbindung zwischen Frauenmauer-Langstein-Höhlensystem und Langstein-Eishöhle wurde schon in den 1950er Jahren nachgewiesen, aber erst am vergangenen Wochenende konnte eine begehbare gefunden werden.

Sieben Höhlenforschern aus Graz und Eisenerz war es vorbehalten, die Jahrzehnte lange Suche nach dem "Missing Link" erfolgreich abzuschließen. Dass es eine Verbindung gab, wusste man spätestens seit 1956, und zwar durch den Versuch der Salzung eines Höhlenbaches. Der jüngste Vorstoß wurde 2008 gestartet: Seit damals wurden drei Kilometer an neuen Gängen entdeckt, nach zum Teil bis zu einer Woche dauernden Biwak-Expeditionen schaffte das Team nun in einer 20-stündigen Tour über die "Vergessene Welt" und durch neue Canyons, Wasserfälle und Schächte den Durchstieg in das Frauenmauer-Langstein Höhlensystem. Dieses System, nunmehr erweitert um die Langstein-Eishöhle, rückt im Ranking der österreichischen Höhlen von Platz 14 auf 10 vor.

"Welten, die noch nie ein Mensch betreten hat"

Die Speläologen vermaßen und kartographierten die neuen Abschnitte - eine Arbeit, die auch hydrogeologisch von Bedeutung ist, weil sie die Wege des Wassers im Berg dokumentiert und etwa bei der Ausweisung von oberirdischen Schutzgebieten hilfreich sein kann. Die beiden Vereine "Höhlenbären" (Graz) und "Fledermaus" (Eisenerz) sehen damit ihre Mission im Inneren des Hochschwabmassivs aber noch nicht erfüllt: "Da sind noch einige Kilometer drinnen. Unser nächstes Ziel ist die weitere Erforschung der tagfernen Teile", so Sprecher Stefan Oswald. Für ihn liegt die Faszination dieser Freizeitaktivität im Entdecken von Neuland: "Eine Autostunde vom Ballungszentrum entfernt kann man auf Welten stoßen, die noch nie ein Mensch betreten hat."

Sicherheitstechnisch geht man an derartige Forschungen gut vorbereitet heran: Abgesehen vom Einverständnis des Grundbesitzers und behördlichen Genehmigungen, die für besonders geschützte Höhlen benötigt werden, sind bei der Ausrüstung u.a. zwei unabhängige Lichtquellen pro Person sowie die Vereinbarung von Alarmzeiten mit Verbindungsleuten draußen Pflicht. Während eine Kletterausbildung nicht obligat ist, sind praktisch alle Vereinsmitglieder auch bei der Höhlenrettung und zum Teil auch geprüfte Höhlenführer: "Durch die konstante Temperatur von drei Grad Celsius und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit ist der Fels hier sicherer als am Berg. Probleme mit Wassereinbrüchen kann es aber dennoch geben - hier ist besondere Vorsicht geboten", meint Oswald zum Risiko. (APA/red)