Liz Kings neueste Choreografie mit dem Titel "Newton & Ikarus".

Foto: Alessandri

Wien - Österreichs neues Tanzensemble, die Cie.D.ID unter der Leitung von Liz King, wurde am 17. November mit der Produktion Newton & Ikarus im diemonopol Innsbruck aus der Taufe gehoben; auch gastierte es im Haydn-Konservatorium in Eisenstadt, und der Start überzeugt: In schwindelerregenden Bildern verkörpern die sieben Mitglieder von Cie.D. ID den Konflikt zwischen der Schwerkraft und dem Traum vom Fliegen. Und sie zeigen dabei Biss: formidables technisches Können, Bühnenpräsenz und Persönlichkeit.

Dass Liz King eine dem Tanz inhärente Thematik gewählt hat, unterstreicht ihren Anspruch, die Substanz des Tanzes in den Vordergrund zu rücken. Es gehe darum, wieder "ein Tanzvokabular, Bewegung zu kreieren", sagt sie und erteilt damit dem sogenannten Konzepttanz eine Absage. "Natürlich entwickelt sich die Tanzsprache weiter, aber es muss körperlich sein, es muss getanzt bleiben." Diese Forderung stellt sie auch an zukünftige Choreografen für die Cie.D.ID.

Nachwuchsförderung gehört ebenfalls zum Programm des neuen Ensembles. Die gebürtige Britin, ehemalige Balletttänzerin, Leiterin des legendären TanztheaterWien und zwischen 1999 und 2003 des Balletts der Wiener Volksoper, hat Absolventen und Absolventinnen aus österreichischen Tanzausbildungsinstituten aufgenommen. Gut tanzende Männer sind hierzulande jedoch rar, und so komplettieren ein junger ungarischer Tänzer und ein Absolvent der University of Philadelphia das Ensemble.

Ausgehend von einem knappen Anfangsbudget kann King die Tänzer für drei Monate beschäftigen - inklusive Proben und Österreich-Tournee mit zwölf Vorstellungen (demnächst in Salzburg und Güssing). Ein viertägiges Gastspiel im Offenen Haus Oberwart beendet die Wanderschaft der ersten Saison (2. bis 5. 12.).

Dass man die Compagnie im Burgenland offen empfängt, ihr dort die meisten Termine einräumt, ist kein Zufall. Unter dem Label D.ID - Dance Identity baut King seit sechs Jahren eine zeitgenössische Tanzszene im östlichsten Bundesland auf, unter anderem mit einem jährlichen Festival im OHO und einem Artist-in-Residence-Programm in ihrem Studio in Pinkafeld, das zu einem wichtigen Produktionsort vor allem für Wiener Tänzer und Choreografen geworden ist.

Die Cie.D.ID vertritt also nicht nur eine einzigartige Form der Nachwuchsförderung und eine Spielart des Tanzes, die in Österreich nur gelegentlich bei Gastspielen zu sehen ist, sondern eröffnet auch eine interessante Perspektive für den Tanz abseits etablierter Zentren.  (Edith Wolf-Perez  / DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2011)