Wien - Ein hoher Verlust der Ungarn-Tochter lastet auf dem Drittquartalsergebnis der börsenotierten Raiffeisen Bank International (RBI). Nach neun Monaten hat die RBI ein Nettogewinn von 745 Mio. Euro (minus 4,8 Prozent) gemeldet. Für Ungarn wird wegen massiver Kreditvorsorgen bis Ende September ein Verlust von 286 Mio. Euro berichtet. Hier ist eine "substanzielle Kapitalisierung" im 4. Quartal nötig. Der RBI-Konzernvorstand hat den Mittelfrist-Ausblick abgeändert. Unter anderem kann auch eine Firmenwertabschreibung auf die Banktochter in der Ukraine nicht ausgeschlossen werden.

Raiffeisen braucht als eine der drei großen österreichischen Banken bis Juni 2012 einen zusätzlichen Kapitalpuffer. Nach Definition der europäischen Bankenaufsicht EBA kommt die RZB-Gruppe aktuell auf 2,5 Mrd. Euro Kapitalbedarf.

Neuerlich hieß es, dass die RZB "die notwendigen Maßnahmen zur Erfüllung der neuen Anforderungen einleiten wird, ohne Staatsgelder in Anspruch zu nehmen".

Darin werden "Maßnahmen" für 2,5 bis 3,6 Mrd. Euro genannt: Allen voran beim Kapital direkt (1,2 bis 1,9 Mrd. Euro). Raiffeisen spricht hier von einer "EBA-konformen Adaption von Partizipationskapital" im Volumen von 500 Millionen bis 1 Mrd. Euro, von "kapitalbildenden Maßnahmen" in der RZB AG (rund 400 Mio. Euro) und "verschiedenen sonstigen Maßnahmen" (300 bis 500 Mio. Euro).

Um 700 bis 900 Mio. Euro soll Kapital durch Reduktion von Kreditrisiko-Aktiva und andere "Bereinigungen" freigeschaufelt werden. Weiters sollen 600 bis 800 Mio. Euro durch Gewinnthesaurierung und wieder weitere Maßnahmen aufgebracht werden.

"Je nach Marktlage könnte eine Kapitalerhöhung eine mögliche Option sein", hieß es. 

Gewinne im Gesamtjahr

Der Chef der RBI, Herbert Stepic, erwartet Gewinne im Gesamtjahr 2011. "Wir sind großer Hoffnung, dass wir 2011 ein positives Ergebnis haben", sagte Stepic am Donnerstag bei der Neunmonatspressekonferenz. Zur Frage nach der Dividende äußerte er sich nicht. Stepic hat heute erstmals auch bestätigt, dass die RBI nicht in allen Märkten im Osten bleiben dürfte, in denen sie jetzt aktiv ist.

Es sei "durchaus möglich, dass wir uns aus dem einen oder anderen Land in der Zukunft zurück ziehen werden", sagte Stepic. Das sei ein Thema, mit dem man sich intensiv beschäftige.

Welche Länder das wären, sagte der Banker nicht. Dies könnten logischerweise Märkte sein, die wenig hergäben oder auf längere Sicht wenig Entwicklungspotenzial hätten.

In Ungarn werde man "aus heutiger Sicht" bleiben, fügte Stepic hinzu. Er streite nicht ab, dass in dem Land "schon sehr stark auf den Nerven ausländischer Banken getrampelt wird".

In Ungarn erwartet die RBI bei der dortigen Tochterbank wegen hoher Kreditrisiko-Dotierungen (Stichwort: Fremdwährungskredit-Tausch) 2011 einen Nettoverlust von 320 Mio. Euro. Zumindest dieser Verlust muss mit einem Kapitalnachschuss abgedeckt werden, hieß es. Damit dürfte sich die für das jetzige 4. Quartal fällige "substanzielle Rekapitalisierung" der Ungarn-Tochter mindestens auf diesem Niveau bewegen. (APA)