Freibier und Gutscheine zur Eröffnung der BahnhofCity erwiesen sich als Publikumsmagneten. Tausende Besucher kamen, um den neuen Westbahnhof zu inspizieren

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Wien - Hunderte rote Luftballone mit dem Schriftzug "Ab in den Westen" lockten am Mittwoch anlässlich der Eröffnung des Wiener Westbahnhofs mit einem Angebot: 25.000 Tickets für je 15 Euro bietet die ÖBB auf der gesamten Weststrecke. Allerdings nur zwischen Montag und Donnerstag.

Nur wenige Stunden nach der Ankündigung reagierte der Konkurrent Westbahn, der am 11. Dezember startet, und schickte seinerseits eine "Ab in die Westbahn"-Werbung raus: 7500 Tickets um 7,50 Euro - und das ohne zeitliche Einschränkung. Erst am Sonntag hatte Westbahn-Investor Hans Peter Haselsteiner aufhorchen lassen: Er erwäge eine Wettbewerbsklage, weil ihm die Ticketpreise der staatlichen ÖBB zu niedrig vorkommen. Noch dazu werde diese in Millionenhöhe vom Bund subventioniert.

Das wiederum kommentierte ÖBB-Chef Christian Kern auf der Bühne im nagelneuen Westbahnhof, Seite an Seite mit Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ), so: "Dass der Mitbewerber eine Klage wegen zu niedriger Preise einbringen will, ist eine interessante Konstellation. Wettbewerb bedeutet für mich etwas anderes." Bures lobte indes den Umbau des Westbahnhofs. Auch in Sparzeiten müsse man Geld in die Hand nehmen. Die Investition in umweltfreundlichen Verkehr sei eine Investition in die Zukunft.

Steine aus Salzburg

Insgesamt investierte die ÖBB rund 200 Millionen in den Umbau, der im September 2008 begonnen wurde. Für die Säulen in der denkmalgeschützten Halle, die bereits vor einem Jahr eröffnet wurde, karrte das Bauteam das Material aus einem eigenen Steinbruch in Salzburg.

Mit der neuen BahnhofCity ist nun auch ein Shopping- und Gastronomiezentrum an den Bahnhof angeschlossen. Über 90 Geschäfte verteilen sich auf 17.000 Quadratmeter. 1500 Menschen verkaufen dort so ziemlich alles, von Büchern bis Kleidung, Elektrogeräten und Lebensmitteln. In den Neubau-Trakten rechts und links der Halle sind Büros, sowie das erste Low-Budget-Hotel "Motel One" untergebracht.

Fernverkehr bleibt erhalten

Mit dem neuen Wiener Hauptbahnhof, der Ende 2014 eröffnet werden soll, ändert sich nun doch nicht so viel, wie ursprünglich geplant. Auch der Fernverkehr soll weiterhin via Westbahnhof frequentieren. Die ÖBB hatte eigentlich vorgesehen, dass alle Fernzüge ab 2014 nur mehr über den Hauptbahnhof abgewickelt werden. Dass der Konkurrent Westbahn seine Züge über den Westbahnhof führt, dürfte Teil der Überlegung gewesen sein, den Fernverkehr der ÖBB auch beizubehalten. Denn der Kritikpunkt am zukünftigen Hauptbahnhof ist die vergleichsweise schlechtere Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Es gibt dort keine U-Bahnstation, U3 und U6 halten hingegen direkt am Westbahnhof.

Wenn es so weit ist, werden den Fahrgästen gleich drei Zugverbindungen zwischen West und Ost zur Verfügung stehen: die Westbahn und zwei ÖBB-Züge mit verschiedenen Endbahnhöfen. (Julia Herrnböck, DER STANDARD Printausgabe, 24.11.2011)