Empörung über die Behörden: eine Romni aus Astrid Heubrandtners Dokumentarfilm.

Foto: Poool

Sulukule ist ein Stadtteil von Istanbul, in dem traditionell viele Roma leben. Im Zuge der Vorbereitungen zum EU-Kulturhauptstadtjahr 2010 wurde beschlossen, das Viertel zu erneuern, um es attraktiver zu machen. Aber nicht für alle: Die ansässigen Roma wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen.

Die Österreicherin Astrid Heubrandtner hat in ihrem Dokumentarfilm Mein Haus stand in Sulukule dieses Verdrängungsprojekt im Zeichen der Gentrifizierung mit der Kamera protokolliert. Sie legt ihr Augenmerk auf Betroffene, die mit ihren individuellen Geschichten (und ihrer Musik) dem Viertel seinen Charakter gaben. Nun sind sie verzweifelt, formieren sich zum Widerstand, oft mit theatralischer Geste.

Heubrandtners Film hätte den Konflikt ein wenig umfassender darstellen können, Betroffenheit über das skrupellose Vorgehen der Stadtverwaltung erzeugt er allemal.

 

Passagen und Lebenswege
Die weiteren Filmstarts der Woche

Die Dokumentaristin Ruth Beckermann zeichnet in American Passages ein großartiges Panorama der USA im Zeichen der Wirtschaftskrise. Prekäre Ermittlungen beim Tierschützer-Prozess beleuchtet Gerald Igor Hauzenbergers Der Prozess. Der Kanadier Denis Villeneuve erzählt in Incendies (Die Frau, die singt) eine bewegte Familiengeschichte, die bis in den Orient führt. Roman Polanski hat Yasmin Rezas Komödie Der Gott des Gemetzels adaptiert. Ein weiterer Teil der Twilight-Saga kommt mit Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht. Weiters: der Zeichentrickfilm Arrietty - Die wundersame Welt der Borger, das Märchen Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel sowie der norwegische Kinderfilm Mein Freund Knerten. (kam / DER STANDARD, Printausgabe, 24.11.2011)