Wien - In Europa ist Polen das neue Eldorado der Gasindustrie. Im Boden werden riesige Mengen an Gas vermutet, die in Ton- und Schieferplatten gebunden sind - sogenanntes Shale-Gas. Obwohl die Förderung wegen der notwendigen Aufspaltung des Gesteins mithilfe von Chemikalien problematisch ist, steht die Regierung voll und ganz dahinter. Polen möchte sich von russischen Gasimporten möglichst freispielen.

Anders die Situation in Österreich: Auch hierzulande wird schon seit längerem Schiefergas vermutet. Wegen der steigenden Gaspreise wird es auch für Unternehmen wie die OMV interessant, sich damit auseinanderzusetzen. Eine geologische Studie lässt vermuten, dass in der Region Poysdorf im nördlichen Weinviertel große Mengen an Gas in Tongestein gebunden sind.

Beispiel USA

Umweltminister Nikolaus Berlakovich baut vorsorglich vor: "Das Gas soll im Gestein bleiben" , sagte er dem Standard. "Ich bin absolut gegen die Förderung von Schiefergas. Erfahrungen aus den USA zeigen, dass die Umweltauswirkungen schlecht sein können."

Laut einer Studie der Cornell Universität ist Schiefergas auch problematisch im Hinblick auf das Klima. Mehr als drei Prozent der geförderten Menge an Schiefergas kann in Form von Methan freigesetzt werden, und Methan ist deutlich schädlicher als CO2.

"Statt auf fossile Energieträger sollten wir auf Triple-E setzen" , sagte Berlakovich. "Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energiesparen" .

Vor einer enormen Umwelt- und Gesundheitsgefahr warnen auch diverse NGOs. Greenpeace fordert ein gesetzliches Verbot von Schiefergasbohrungen.

Probebohrungen

Die OMV sucht nach technischen Möglichkeiten, das Gas umweltfreundlich, das heißt ohne Einsatz von Chemie und enormen Wassermengen, aus den Gesteinsschichten herauszulösen. Um das zu testen, sind zwei Probebohrungen bei Poysdorf geplant. Bei der Montanbehörde im Wirtschaftsministerium, die die Erlaubnis dafür geben muss, ist bis dato noch kein Antrag eingegangen.

Nächsten Dienstag wird im Wirtschaftsausschuss des Parlaments das Verbot der Speicherung von CO2 behandelt, der Beschluss im Plenum ist für Dezember geplant. (stro, DER STANDARD Printausgabe, 24.11.2011)