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Mitarbeiterabbau ist bei Nokia Siemens kein neues Phänomen: Bild von einer früheren Demo gegen Kürzungen in München. "2. Bochum" bezieht sich auf das geschlossene Nokia-Werk in Bochum. Foto: EPA

Foto: APA/EPA/Andreas Gebert

Nach gescheiterten Verkaufsversuchen zu Jahresbeginn und anhaltenden Verlusten greift Nokia Siemens Networks jetzt zum Rotstift. 17.000 Mitarbeiter, ein Viertel der Belegschaft, werden auf die Straße gesetzt.

Helsinki/Wien – Jobkürzungen sind in der jungen Geschichte des 2006 gegründeten Netzwerk-Ausrüsters Nokia Siemens Networks kein neues Thema. Doch jetzt setzt das schwächelnde finnisch-deutsche Gemeinschaftsunternehmen die Axt an: 17.000 von 74.000 Arbeitsplätze – nahezu jeder vierte Job – sollen in den nächsten zwei Jahren wegfallen.

Inwieweit davon auch der Standort Österreich betroffen ist, wollte Country-Manager Peter Wukovits auf Anfrage des STANDARD nicht beantworten. Ebenso wenig war er zur Auskunft über den aktuellen Mitarbeiterstand in Österreich bereit. Schätzungen gehen von etwa 440 Beschäftigten im Jahr 2010 aus. Würde der Jobabbau im genannten internationalen Maßstab hierzulande in gleicher Relation durchschlagen, wären rund 110 Mitarbeiter betroffen. Gestartet war das Joint Venture seinerzeit mit rund 600 Mitarbeitern in Österreich.

Der massive Stellenabbau wurde am Mittwoch in harmlos klingenden Worten angekündigt: "Die Zukunft der Telekombranche liegt in mobilem Breitband und Dienstleistungen", Nokia Siemens Networks wolle in diesem Bereich einer der führenden Anbieter sein, hieß es zunächst optimistisch in einer Presseaussendung.

"Bedauerlich, notwendig"

Gleichzeitig müsse das Unternehmen nötigen Schritte unternehmen, "um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Profitabilität in einem herausfordernden Telekommunikationsmarkt zu erhalten und die Rentabilität auf den umkämpften Telekommärkten zu verbessern", teilte CEO Rajeev Suri mit. Die geplanten Reduzierungen seien darum "bedauerlich, aber notwendig".

Das Unternehmen gilt seit längerem als "Problemtochter" von Nokia und Siemens. NSN hatte den beiden Mutterkonzernen in den vergangenen Jahren hohe Verluste eingebracht und kämpft mit einem starken Wettbewerb in der Branche. Zum einen gehen Investitionen in das Festnetz zurück, zum anderen drängen Rivalen aus China wie Huawei und ZTE immer stärker in den Markt. Der schwedische Konkurrent Ericsson hält fest die Spitzenposition in der Branche, gefolgt von Huawei, NSN, Alcatel und ZTE.

Noch Anfang 2010 hofften die Eigentümer auf einen Verkauf wesentlicher Anteile an ein Konsortium privater Investoren rund um die Gores Group und Platinum Equity; die Verhandlungen zerschlugen sich aber ebenso wie frühere Verhandlungen und Pläne eines Börsengangs.

Im Ende September beendeten Quartal baute NSN einen Verlust von 114 Mio. Dollar, obwohl der Umsatz um 16 Prozent auf 3,41 Mrd. Euro zulegte. Nokia und Siemens mussten darum im September eine Milliarde Euro einschießen. Dies hat offenbar nicht gereicht. Mit den Stellenstreichungen sollen die jährlichen Ausgaben bis Ende 2013 um eine Mrd. Euro gekappt werden. Bis dahin soll auch der Abbau der 17.000 Jobs abgeschlossen sein. (kat, spu, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.11.2011)