Basel - Weltweit leiden mehr als 50 Millionen Menschen an einer Wurminfektion, die durch Nahrungsmittel übertragen wurde. Wissenschafter des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (TPH) haben zum ersten Mal berechnet, welchen Schaden die durch Nahrungsmittel übertragenen Wurminfektionen bei Menschen global anrichten. Sie schätzen den mit dem Wurmbefall verbundenen Verlust auf mehr als eine halbe Million Lebensjahre. Ihre Forschungsergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Lancet Infectious Diseases" veröffentlicht.

Infektionen über die Ernährung

Bei den durch Nahrungsmittel übertragenen Infektionen mit Saugwürmern (Trematoden) handelt es sich um sogenannte Zoonosen, also Infektionskrankheiten, die von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragen werden. Eine Infektion beim Menschen wird vor allem durch den Verzehr von rohen oder ungenügend gekochten Fischen, Muscheln, Krabben und Wasserpflanzen verursacht. Während leichte Infektionen meistens ohne Symptome verlaufen, können schwere und chronische Infektionen zu ernsthaften Komplikationen bis hin zum Tod führen.

Die meisten menschlichen Infektionen treten in Ost- und Südost-Asien auf, aber aufgrund der demografischen, ökologischen und sozioökonomischen Entwicklungen ändert sich auch die epidemiologische Situation in den Gebieten mit gehäuften Krankheitsauftreten. Wegen der ständig wachsenden Bedeutung der in Wasser gezogenen Kulturen in der Lebensmittelherstellung, des internationalen Handels sowie von Reisen und Migration treten zudem vermehrt Fälle in weniger betroffenen Gebieten wie Europa und Nordamerika auf.

665.000 Lebensjahre

Die Forschenden vom Schweizerischen TPH schätzen, dass 2005 weltweit rund 56 Millionen Menschen mit Trematoden infiziert waren, die durch Nahrungsmittel übertragen worden waren. Fast 8 Millionen Menschen litten an ernsthaften Komplikationen und ungefähr 7000 Menschen starben an den Folgen der Infektion.

Die globale Krankheitslast berechneten die Forschenden auf 665.000 sogenannt behinderungsbereinigte Lebensjahre. Darunter versteht man die Zahl der verlorenen Lebensjahre durch vorzeitigen Tod kombiniert mit dem Verlust an Lebenszeit durch Behinderung. Für die Studienautoren belegen die Zahlen die Notwendigkeit für zusätzliche Maßnahmen zur Kontrolle und Elimination von durch Nahrungsmittel übertragenen Trematodeninfektionen und anderen vernachlässigten Tropenkrankheiten. (red)