Die wissenschaftlichen Ansprüche an die moderne Archäologie steigen kontinuierlich. Technisch aufwändige Methoden eröffnen neue Möglichkeiten, belasten aber auch zunehmend die Budgets.

Vor diesem Hintergrund unterzeichneten das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) und sein deutsches Pendant Anfang des Monats einen Kooperationsvertrag. Die Bündelung der Kräfte von ÖAI und dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) soll beiden die Durchführung teurer "Hightech-Archäologie" erleichtern. Die Leiterin des ÖAI, Sabine Ladstätter, verspricht sich durch die zukünftig vertiefte Zusammenarbeit mit dem DAI vor allem einen verbesserten Einsatz von Ressourcen, wie etwa die gemeinsame Nutzung von Forschungsinfrastruktur, die Verbesserung des Archivwesens, die Zunahme an gemeinsam entwickelten Forschungsprojekten und eine verbesserte Förderung von Jungforschern. Der Zusammenschluss soll aber nicht zu einer "deutschsprachigen Forschungsinsel" führen, sondern die Institute zunehmend in den europäischen Forschungsraum integrieren, sagt Ladstätter.

Internationaler Trend

DAI-Präsidentin Friederike Fless (siehe Interview) sieht einen internationalen Trend zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Archäologie mithilfe neuer Methoden "zunehmend komplexere Fragen" über das Leben der Menschen beantworten könne. Fless verwies auf die Möglichkeiten, die sich durch Isotopen- oder Baumringanalysen etwa für die genaue Datierung von Fundstücken ergeben würden. Wenn man Forschung auf diesem Niveau betreiben wolle, sei man auf Zusammenarbeit angewiesen. Auch hinsichtlich der Einwerbung von Mitteln aus Fördertöpfen könnten sich durch die Kooperation Vorteile ergeben, sind sich die beiden Wissenschafterinnen einig.

Eine zentrale Frage für die Archäologie ist, wie man Forschungsergebnisse am besten archiviert. Es ginge deshalb darum, neue Zugänge zur Archivierung digitaler Daten voranzutreiben. Die Digitalisierung könne zu einer weiteren Vernetzung führen, da Daten von überall her einsehbar würden, sagt Ladstätter. Es ginge hier um den "Erhalt von Kulturgütern", die man auf diesem Weg auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen möchte.

In naher Zukunft wollen sich die beiden Institute vor allem bei ihren Großausgrabungen in der Türkei unterstützen. In Ephesos wird unter der Leitung des ÖAI gegraben, in Pergamon forscht das DAI. Man will hier großflächige Landschaftsrekonstruktionen gemeinsam durchführen. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2011)