Wien - Rund um das Islamische Neujahr am Samstag (26. November) wollen Musliminnen ein Zeichen setzen: Das Verschenken von selbst gebackenen Süßigkeiten samt einer persönlichen Grußkarte an NachbarInnen soll die sozialen Beziehungen verbessern. Die Aktion geht auf die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) zurück und wird von zahlreichen islamischen Vereinen unterstützt.

Opferklischees und negative Zuschreibungen überwinden

Musliminnen werde von Einheimischen oft Verschlossenheit vorgeworfen. Umgekehrt beteuerten aber viele muslimische Frauen, sich bessere Kontakte zu wünschen, sagte Carla Amina Baghajati, Frauenbeauftragte im Obersten Rat der IGGiÖ. Mit der Nachbarschaftsaktion werde ein großes Bedürfnis getroffen, positiv wahrgenommen zu werden. Sie soll helfen, Opferklischees und negative Zuschreibungen zu überwinden.

"Das Echo ist sehr groß. Die Frauen wollen von sich aus ein Zeichen setzen", so Baghajati. Zusammenhalt und Nachbarschaft seien wichtige Werte im Islam, unabhängig von der religiösen oder weltanschaulichen Einstellung der Nachbarn. "Wir machen das für die Kommunikation. Es geht darum, gelassener miteinander umzugehen."

"Umgekehrtes Halloween"

Bisher hätten sich hunderte Teilnehmerinnen mobilisiert und vernetzt, schlussendlich rechne sie mit mehreren tausend Frauen, die sich engagieren werden. "Da gibt es Mädchen, die sagen, wir brauchen 200 oder 300 Grußkarten, denn wir gehen durch's Schöpfwerk", berichtete Baghajati. Das Schöpfwerk sind zwei städtische Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien, in denen etwa 8.000 Menschen leben. "Vor allem junge Frauen sehen es auch als 'umgekehrtes Halloween'. Man läutet bei den Nachbarn, aber man verschenkt etwas, anstatt etwas zu verlangen."

Anfang einer Tradition

Bisher sind 22 Vereine, darunter die Frauenabteilungen der großen Dachverbände und viele muslimische Frauenvereine, beteiligt. "Wir hoffen, die Aktion entwickelt sich zu einer Tradition", sagte Carla Amina Baghajati.

Die islamische Zeitrechnung beginnt mit der Hidschra, dem Auszug des Propheten Mohammed aus Mekka nach Medina, am 16. Juli 622 christlicher Zeitrechnung. Gerechnet wird nach dem Mondjahr und dem Mondmonat. Wichtig ist die islamische Zeitrechnung für die religiös bestimmten Feste. Der Hidschra-Tag sei ein Gedenken an die Migrationsgeschichte der ersten Muslime und wie es ihnen gelungen ist, sich in einer neuen Umgebung zu orientieren, so Baghajati. (APA)