Rat an Werner Faymann: Lassen Sie es. Lassen Sie den Versuch, über die social media modern, jung, angesagt, cool, was weiß ich, zu wirken. Lassen Sie diesen Facebook-Firlefanz, dieses Twitter-Trauerspiel und all den anderen pseudo-jungen Käse. Das ist was für andere.

Ihr Auftritt funktioniert nicht, die Leute machen sich lustig ("Failmann"), die Unterstützer sind offenbar zu einem Großteil Laura-Phantome. Das ist urpeinlich, um auch einmal etwas aus dem Sprachschatz der Zielgruppe zu verwenden.

Herr Bundeskanzler Faymann, das sind Sie nicht. Sie sind Angehöriger der Elterngeneration. Gegen die rebellieren die Jungen meistens. Mit den Großeltern kommen sie meist sehr gut aus. Kreisky war ein Bürgerlicher mit Maßanzügen, Maßschuhen und Embonpoint. Die Jungen haben ihm vertraut. Die Jungen (der Unterschicht) finden Strache nicht deswegen gut, weil er relativ jung ist und in der Disco herumkugelt, sondern weil er verspricht, was gegen die jungen Migranten-Machos zu tun, die in der Disco und im Park Terror machen. Es gab auch mittelalte Kanzler mit Autorität. Vranitzky, Schüssel. Sie haben sich den Jungen nicht angebiedert. Sondern einfach - auch bei ihren Gegnern - den Eindruck vermittelt, dass sie wissen, was sie tun. Herr Bundeskanzler Faymann, Sie sind nicht jung, nicht cool, nicht urgeil. Sie brauchen das auch nicht zu sein. Sie sind Bundeskanzler. Seien Sie es! (DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2011)