Washington - Ein gefiederter Mini-Saurier hat in der Kreidezeit kleine Vögel gejagt: Das zeigt ein neues, gut erhaltenes Fossil von Microraptor gui aus dem Nordosten Chinas, berichten Forscher in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Das Tier habe etwa eineinhalb Kilogramm gewogen, der von ihm verspeiste Vogel 60 bis 70 Gramm - etwa doppelt so viel wie ein Spatz.

Die Forscher um Zhonghe Zhou vom Institut für Paläontologie in Peking hatten innerhalb der Rippen des Fossils die Knochen eines kleinen Vogels entdeckt. Bissspuren gebe es nicht, schreiben sie in "PNAS". Dies und die Lage der Knochen zueinander deute darauf hin, dass der Microraptor Vögel im Ganzen verschlungen habe, mit dem Kopf voran - ganz so, wie auch heutige Raubvögel ihre Beute verschlingen.

Ein solcher direkter Nachweis, was ein Tier in der Vorzeit gefressen hat, ist extrem selten. Meist schließen Forscher über Zahnmerkmale auf die Ernährungsgewohnheiten einer Art.

Hintergrund

Microraptor gui ist einer der kleinsten bekannten Dinosaurier. Seine langen Federn an Vorder- und Hinterbeinen hatten ihm vor einigen Jahren die Bezeichnung "Vierflügliger Saurier" eingebracht. Mit dem Nachbau eines dreidimensionalen Tier-Modells erforschte ein US-chinesisches Forschungsteam seine Flugfähigkeiten und publizierte vor über 1,5 Jahren in PNAS, dass die kleine, gefiederte Spezies ein "Gleiter" gewesen sein müsse, der von Bäumen heruntergekommen sei.

Die Beine der erbeuteten Vögel deuteten auf ein Leben auf Bäumen, schreiben die Forscher. Dort habe der Saurier sie möglicherweise erbeutet. Dies stütze die These, dass sich der Vogelflug nicht mit unbeholfenem Flattern vom Boden aus, sondern eher mit Gleitflügen von Bäumen herab entwickelt haben könnte. (APA/red)