Wien - Für "Occupy Wallstreet" sind die Fronten klar: 99 Prozent der Bevölkerung würden vom superreichen und gierigen Top-Prozent gegängelt. Doch zahlt die Masse wirklich immer drauf? In einer Studie hat die US-Notenbank, die Federal Reserve, die Vermögensverteilung in den USA vor und nach der Krise verglichen.

Ergebnis: In absoluten Summen haben die Reichen viel Geld verloren. Fing das oberste Prozent 2007 noch bei einem privaten Haushaltsvermögen von neun Millionen Dollar an, lag die Grenze 2009 bei nur noch knapp sieben Millionen. Kleiner wurde das Stück vom Gesamtkuchen dennoch nicht. Das Top-Hundertstel hält nach wie vor ein Drittel des gesamten amerikanischen Vermögens (inklusive Immobilien), das Top-Zehntel steigerte seinen Anteil sogar auf 72,6 Prozent.

Verloren hat die untere Hälfte der Haushalte: Binnen zweier Krisenjahre sank ihr Vermögensanteil von 2,5 auf 1,5 Prozent. Das höre sich wenig an, sei aber im Verhältnis ein "sehr großer" Sprung, schreibt Studienautor Arthur B. Kennickel und belegt einen langfristigen Abwärtstrend: 1995 entfielen auf die untere Hälfte noch 3,6 Prozent des Kuchens. In der Krise ist das mittlere Vermögen der US-Haushalte - die eine Hälfte besitzt mehr, die andere weniger - von 125.400 Dollar auf 96.000 Dollar eingebrochen.

Die Vermögenskonzentration ist auf sämtlichen Ebenen hoch: Das oberste Zehntel hält so gut wie alle Anleihen, das Top-Hundertstel immer noch zwei Drittel. Letzterer Gruppe gehören auch 60 Prozent sämtlicher Unternehmensbeteiligungen. (Gerald John, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.11.2011)