Der Start von Kanzler Werner Faymann in die Welt des Web 2.0 ist bisher eher eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen.

Screenshot: STANDARD/Cremer

Wien - Es ist ein unwillkommenes Geschenk für den Kanzler: Zuerst die Aufregung in den vergangenen Tagen rund um gefälschte Facebook-Freunde, und nun bezahlt ein unbekannter Gönner Werner Faymann auch noch 1000 zusätzliche Fans auf Facebook.

Denn Fans kriegt man auf Social-Media-Kanälen nicht nur auf normalem Weg oder mittels gefälschter Accounts: Man kann sie auch kaufen. 100.000 Fan- Accounts kosten auf der Internet-Auktionsplattform ebay etwa stolze 1995 Euro.

Das Neun-Personen-Web-Team von Werner Faymann freute sich so gar nicht über den rasanten Zuwachs an "Freunden". Auf des Kanzlers Facebook-Seite hieß es am Montag: "Leider handelt es sich dabei offenbar um gekaufte Fans, die uns irgendjemand unaufgefordert spendiert hat. Inzwischen gibt es ja jede Menge Firmen, die solche Fake-Fans besorgen. Wir bemühen uns, die Leute so rasch wie möglich wieder loszuwerden und ,bedanken' uns ganz herzlich bei der/mjenigen, der/dem wir offenbar 2 Tausender wert waren."

Blöderweise stammen die neuen Freunde teilweise aus der Porno-Branche und tragen klingende Namen wie "Crazybitch38" oder "LongDongAnalSurferUSA".

Ein aufgelegter Elfmeter für all jene, die dem Internet-Auftritt des Kanzlers ohnehin schon kritisch gegenüberstanden.

Tatsächlich scheint das Preis-Leistungs-Verhältnis bisher noch nicht ausgewogen. 98.000 Euro kostete bisher der Webauftritt auf Facebook, Twitter, Flickr und bundeskanzler.at. Insgesamt wurden etwa 200.000 Euro für die kommenden Monaten veranschlagt. Da Faymann nicht als SPÖ-Chef, sondern als Kanzler auftritt, sind das übrigens keine Parteiaufwendungen, sondern Steuergelder.

FPÖ gibt's billiger

Die FPÖ hat dazu eine parlamentarische Anfrage an Faymann gerichtet. Thema: Werbeaufwendungen im Bereich der sozialen Medien (Social Media). "Der Social-Media-Auftritt unseres Parteichefs Heinz-Christian Strache kostet nichts. Es kann doch nicht sein, dass der von Faymann 200.000 kostet", sagt FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky.

Strache hätte vor Jahren den richtigen Riecher gehabt, das Web als Kommunikationskanal zu nutzen. "Er macht von Anfang an fast alles selber." Es gebe mittlerweile einzig die Überlegung, ob zusätzlich eine App programmiert werden soll. "Das wären bei einer guten App Kosten von etwa 30.000 bis 50.000 Euro", sagt Vilimsky. (Saskia Jungnikl, DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2011)