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Die Jahrhundertelf: Franz Wohlfahrt, Robert Sara, Erich Obermayer, Felix Gasselich, Anton Pfeffer, Ernst Baumeister, Herbert Prohaska, Rudolf Rappel stellvertretend für Ernst Ocwirk, Andreas Ogris, Norbert Lopper stellvertretend für Matthias Sindelar, Anton Polster und Herman Stessl.

Foto: dapd/Artinger

Wien - "Herst Linienrichter, brauchst Du von Magna einen Rückspiegel?", synchronisierte das österreichische Komiker-Trio "maschek" eine Szene, in der der ehemalige Austria-Trainer Herbert Prohaska wutentbrannt auf den Linienrichter zuläuft. Magna ist in Wien-Favoriten längst Geschichte, Prohaska wird immer noch gefeiert. Am Sonntagabend widmete ihm eine gut besuchte Wiener Stadthalle minutenlang stehende Ovationen. Kein Wunder, wurde der "Schneckerl" anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums doch zu Austrias "Spieler des Jahrhunderts" gewählt. "Ich bin nicht der Spieler des Jahrhunderts, ich wurde nur dazu gewählt", übte sich Prohaska in Bescheidenheit und verwies auf die zahlreichen Größen, die den violetten Dress trugen. Wohlwissend dass Matthias Sindelar die Austria einst zum Sieg im Mitropacup führte und Ernst Ocwirk mit Österreich WM-Dritter wurde. Die beiden violetten Ikonen wurden auf die Ränge zwei und drei gewählt.

"Tor des Jahrhunderts": Felix Gasselich

Als die Halle seinen Namen skandierte, hatte Prohaska sichtlich mit Freudentränen zu kämpfen. Er erinnerte an große Austria-Förderer wie Joschi Walter und Leopold Böhm, nicht ohne zu erwähnen, dass die heutigen Führungskräfte durchaus in deren Fußstapfen treten könnten. Der jetzigen Kampfmannschaft fehle zum Anschluss an die glorreichsten Zeiten des Vereins nur noch der Gewinn der Meisterschaft. Ein Ziel, das auch ein bewegter Karl Daxbacher ausgab. Den Titel "Trainer des Jahrhunderts" heimste trotzdem ein anderer ein: Hermann Stessl, unter dem die Veilchen 1978 bis in Finale des Cups der Cupsieger vorstießen. Die Nominierung von Christoph Daum in dieser Kategorie sorgte indes für einiges Gelächter. Die Auszeichnung für das "Tor des Jahrhunderts" durfte Felix Gasselich ("Risiko wird belohnt") entgegennehmen. Er narrte im Oktober 1982 die Abwehr von Galatasaray Istanbul in unglaublicher Manier und verwies das legendäre Ferserl von Andreas Ogris gegen Barcelona und den Fallrückzieher von Zlatko Junuzovic gegen Mattersburg auf die Ränge.

Schmähbruder Dorfer

Im Rahmenprogramm wusste Austria-Fan Alfred Dorfer im violetten V-Pullover das Publikum geschickt auf seine Seite zu bringen. "Warum Austrianer? Was sonst? Violett regt im Gegensatz zu Grün die Gehirnaktivität an. Jetzt bekomme ich wohl wieder böse E-Mails", sprach der österreichische Kabarettist und schob gleich hinterher: "Dort können ja manche schreiben." Das kam beim Publikum ähnlich gut an wie das Wiedersehen mit Ex-Spielern à la Milenko Acimovic oder das Aufwärmen alter, aber guter Geschichten. Angesichts der langen Heimatlosigkeit des Vereins hätte man sich früher eher gefragt, wo die Austria am Wochenende spielen würde, als gegen wen. Auch die Einspielung des einst von einer Speedway-Bahn gesäumten Rasens in der Generali-Arena mag manch jüngeren Fan überrascht haben. Der Jubiläumsabend hangelte sich aber nicht nur an Anekdoten und Legenden entlang, gerade der Auftritt der aktuellen Kampfmannschaft war einer der meist bejubelten Momente, die Brücke in die Gegenwart wurde damit erfolgreich geschlagen.

Ambros auf der Bühne

Natürlich hat so eine Show auch ihre Längen und für einige Zuseher war es bestimmt nicht die leichteste Prüfung, eine Cover-Version von Bon Jovis "It's my life" über sich ergehen zu lassen. Das Bemühen jeder Zielgruppe etwas zu bieten, birgt gewisse seine Probleme. Aber egal, denn im Austria-Dress brachte ein Wolfgang Ambros in fortgeschrittener Stimmung alle Gedanken an diesem Abend auf einen Nenner: "Di soll's geben solang's die Welt gibt und die Welt soll's immer geben". Auf die nächsten hundert Jahre also. (derStandard.at; 21. November 2011)