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In Österreich fehlt es an Mathelehrern. Das Angstfach der Schüler soll jetzt mithilfe von Spielen entzaubert werden.

 

Foto: APA/Leonhardt

Innsbruck - Eine Gruppe Volksschüler aus Tulfes sitzt um einen Tisch. Mathematikstudent Michael versucht im Lärm zu erklären, worum es geht. Grüne und blaue Fünfeck-Elemente aus Plastik sollen zusammengebaut werden. Nico hört nichts davon. Er brüllt: "Ich baue eine Hütte! Ich brauch noch mehr Teile!" Die zehnjährige Leonie behauptet, Mathe eigentlich nicht schlimm zu finden. Besonders toll findet sie es aber auch nicht. Für Fünfeck-Elemente interessiert sie sich allerdings überhaupt nicht. Warum sie hier ist, weiß sie auch nicht.

Aufsichtsstudent Michael versucht es weiter: "Man kann verschiedene geometrische Körper bauen ..." Nico hat mittlerweile seine Hütte vollendet und will einen Kartonwürfel mit seinem Kopf zerstören. Es wird weit in die Zukunft gedacht, in der Aula der Handelsakademie (HAK). Denn es braucht künftig mehr Mathematiklehrer, vor allem für die Neue Mittelschule (NMS). Und gefragt sind mehr Absolventen technischer Studien, vor allem weibliche. Deshalb gibt es noch eine Woche lang die Aktion "Mathe Cool": Das Angstfach Mathematik soll entzaubert werden. Täglich sind im Eineinhalb-Stunden-Takt mindestes acht Volksschulklassen zu Besuch in der HAK-Aula und testen Mathe "haptisch", erklärt die Direktorin Karin Peter. An den vier Stationen werden Legespiele geübt, sogenannte platonische Körper gebaut oder Scheiben umgeschichtet. Besonders begabte Kinder spielen Imaginary am Bildschirm mit Touchscreen.

"Vor Mathematik muss man keine Angst zu haben", beruhigt die Landesschulinspektorin für Allgemeinbildende Höhere Schulen (AHS), Adolfine Gschliesser: Man brauche Mathe doch überall. Die Angst scheint nicht unbegründet, gilt doch jeder dritte Zehnjährige laut dem Volksschulleistungstest (TIMMS 2007) als Mathematik- Risiko-Schüler, sagt Gschliesser.

Der ehemalige Leiter des Instituts für Mathematik an der Uni Innsbruck und Projektleiter von "Mathe Cool" ist kleinlaut. Das System sei mit schuld, dass Mathe so ein Angstfach sei. Da werde nur mit Zahlen jongliert. Durch Ausstellungen wie diese könne er in der Pension etwas "wiedergutmachen". Damit Mathematik kein Angstfach bleibt. (ver, DER STANDARD, Printausgabe, 21.11.2011)