New York - Der Handel dürfte im Vorfeld des amerikanischen Thanksgiving-Fests am Donnerstag, an dem die Börse geschlossen bleibt, dünn und von heftigen Ausschlägen geprägt sein. Dabei blicken die Börsianer einerseits weiter gespannt auf Europas Schuldenkrise. Andererseits erregt auch der künftige Sparkurs der USA die Gemüter - durchaus positiv. Denn wenn die Politiker in Washington einen Durchbruch schaffen und wenn in Europa Fortschritte erzielt werden sollten, sehen Experten das Potenzial für echte Partystimmung. Wenn...

Das seien natürlich nicht leicht erfüllbare Voraussetzungen, räumt Aktienhandels-Manager Randy Frederick von Schwab ein. Im Haushaltsstreit der USA muss das sogenannte Super-Komitee bis Mittwoch entscheiden, wo die hoch verschuldete Wirtschaftsmacht den Rotstift ansetzen soll. Sollten die Abgeordneten tatsächlich mit einem überzeugenden Plan zur Defizitverringerung aufwarten können und sollte sich die Lage im ebenfalls schuldengeplagten Europa merklich entspannen, dann stehen die Zeichen auf Kursgewinne. "Das könnte den Weg ebnen für eine Jahresend-Rally, die selbst die optimistischsten Händler überrascht", sagt Frederick.

Doch die Euro-Schuldenkrise hält die Wall Street immer noch schwer in Atem. Wenn sich Länder wie in der vergangenen Woche auch Spanien und Frankreich zu immer höheren Kosten frisches Geld besorgen müssen, schrillen auch bei den US-Anlegern die Alarmglocken. Als sich am Freitag die Lage wieder entspannte, machten Dow Jones und S&P 500 prompt Boden gut. Auf Wochensicht verlor der Dow aber 2,9 Prozent, der S&P 3,8 und die Nasdaq sogar vier Prozent.

Mit dem wohl anstehenden Regierungswechsel nach der Wahl in Spanien am Sonntag setzen die Anleger auf willkommene Sparanstrengungen in dem südlichen Euro-Land. Doch gleichzeitig blicken einige amerikanischen Investoren bereits auf einen neuen Unsicherheitsfaktor. "In den vergangenen Tagen ist der Markt für Bundesanleihen ins Visier geraten", sagt Chuck Retzky, Chef der Future-Abteilung von Mizuho Securities USA. Asiatische Investoren hätten sich von ihren Anlagen getrennt. Der Markt für deutsche Staatsanleihen gelte schließlich als einer der sichersten Häfen für Anleger weltweit. "Wenn der einen Knacks bekommt und der Verkaufsdruck anhält, werden die Leute einen ähnlichen Ausverkauf bei US-Staatsanleihen befürchten."

Bis zum amerikanischen Erntedankfest haben die Anleger die Gelegenheit, gleich eine Reihe von Konjunkturdaten nach Hinweisen auf den Zustand der US-Wirtschaft zu durchforsten: am Montag der Verkauf bestehender Eigenheime im Oktober, am Dienstag die vorläufigen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal und am Mittwoch unter anderem die viel beachteten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. (Reuters)