Kafka an Max Brod: Lieber Max! Weil Du Pfeife von einem Nachlassverwalter davon abgesehen hast, meine literarischen Aufzeichnungen - wie von mir ausdrücklich angeordnet! - zu verbrennen, haben wir jetzt den Salat.

Hättest Du nämlich, wie es Deines Amtes gewesen wäre, mit meinem Romanfragment Das Schloss den Kachelofen unterfacht, dann wäre uns eine bildungspolitische Initiative erspart geblieben.

Die österreichische "Aktionsgruppe" The BirdBase hat meine wunderliche Geschichte über den Landvermesser K. - ja, diejenige, die Du hättest einheizen sollen, Du Warmduscher! - in Polen nachdrucken lassen. Mein Schloss wurde mit 1850 Fehlern versehen und in einer Auflage von 1000 Exemplaren an neun Schulen in Österreich und Deutschland verschickt.

2000 Kronen, pardon, Euro ließen sich die Urheber ihren bildungspolitischen Scherz kosten. Möge sie der ... (unleserliche Schrift).

Aber wie sagte ich nicht bereits 1903 so rätselhaft? "Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zu fremden Sälen des eigenen Schlosses." Ehe ich nun Dich, lieber Max, sehr unfreundlich grüße, gestatte mir folgende Ergänzung dieses mir jetzt selbst erklärungsbedürftigen Satzes: "Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zum eigenen Schloss. Dieser Schlüssel aber hat einen Bart". (DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2011)