Die Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou will den Autoverkehr auf der Mariahilfer Straße drastisch reduzieren. Am Donnerstag wurden daher den Anrainern drei Varianten präsentiert, um dieses Ziel zu erreichen.

Die erste Variante sieht eine Fußgängerzone im unteren Straßenabschnitt, konkret zwischen Andreasgasse und Stiftgasse, vor. Der Radverkehr bliebe dort dennoch erlaubt, Wirtschafts- und Anrainerverkehr wären ebenso möglich.

Das zweite Konzept würde die Mariahilfer Straße in einen sogenannten Shared Space verwandeln, auf dem alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt unterwegs sein können. Dafür müsste die Shoppingmeile niveaufrei gemacht werden, Ampeln und Verkehrszeichen würden größtenteils verschwinden. Autos könnten bei dieser Lösung auch weiterhin auf der "MaHü" unterwegs sein, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde. Vassilakou verwies allerdings darauf, dass Experten hier noch prüfen müssten, inwieweit dies für die gesamte Straße umsetzbar wäre, schließlich würde es sich hier um das "längste Shared-Space-Modell weltweit" handeln.

Die dritte Möglichkeit ist eine Art Mischform aus Vorschlag eins und zwei: Die Mariahilfer Straße wäre zwischen Gürtel und Theobaldgasse prinzipiell autofrei, Querungen wären aber nach wie vor möglich. Folglich würden die Kreuzungsbereiche als Shared-Space-Flächen genutzt werden. Lieferverkehr und die Zufahrt zu Anrainergaragen wären ebenso erlaubt.

Max Daublebsky

Der Meinung der Bürger soll bei der Neugestaltung viel Platz eingeräumt werden. Dazu wurde am Mittwoch ein "Dialogforum" abgehalten. Weitere Möglichkeiten sich einzubringen, gibt es am 22. November im "ega" in der Windmühlgasse 26, am 24. November im Hofmobiliendepot in der Andreasgasse 7 und auf einer eigenen Website.

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Auf Informationstafeln wurden die Pläne präsentiert und Platz für Gestaltungsmöglichkeiten aufgezeigt.

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Die Anwesenden hatten auch die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen und Bedürfnisse einzubringen.

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Die Wünsche reichen von längeren Ampelphasen für Fußgänger über saubere Straßen bis zu Spielmöglichkeiten für Kinder.

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Aktuelle Daten sollen informieren und neue Anregungen geben. Laut Erhebungen macht der Autoanteil auf der Shoppingmeile rund 30 Prozent des Gesamtverkehrsaufkommens aus. 63 Prozent sind Fußgänger, der Rest teilt sich auf Radfahrer und Öffis (ohne U-Bahn) auf.

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Es wurde zugehört,...

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... gefordert...

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... und diskutiert.

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Aus den betroffenen Bezirken Mariahilf und Neubau gibt es seit längerem die Befürchtung, dass Autofahrer in umliegende Nebenstraßen ausweichen, wenn sie auf der Mariahilfer Straße nicht mehr oder nur noch eingeschränkt fahren dürfen. Konkrete Lösungen dafür gebe es noch nicht, so Vassilakou.

Auch die Wiener Oppositionsparteien sind von den Plänen alles andere als begeistert. FP-Verkehrssprecher Anton Mahdalik unterstellte den Grünen sogar "pathologischen Hass" auf Autos und Motorräder, VP-Infrastruktursprecher Roman Stiftner prophezeite einen "grünen Flop".

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Die Wirtschaftskammer hat bereits jetzt Bedenken, was einzelne Branchen betrifft. Unternehmen mit transportintensiver Ware - also beispielsweise Elektro- oder Möbelgeschäfte - würden "massive Einbußen" drohen, befürchtet Paulus Stuller, Vizepräsident der Wiener Wirtschaftskammer.

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Welche Lösungsvariante sich durchsetzt, ist noch offen. Maria Vassilakou will eine Umsetzung ab Sommer 2012. (mxd/APA, derStandard.at, 1711.2011)

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