Wenn es stimmt, dass trotz der geplanten Raucherinseln in der neuen privaten Westbahn kein Nichtraucher dazu gezwungen ist, sich auf der Suche nach einem Sitzplatz durch Rauchschwaden zu kämpfen, spricht eigentlich nichts gegen das Pofeln an Bord. Nichtraucher bleiben unbehelligt, Raucher unter sich, zumindest für die Dauer einer Zigarette. Sogar das Zugspersonal kann laut Angaben der Privateisenbahner draußen bleiben und durch die Glasscheibe hindurch das Ticket kontrollieren.

Warum also die Aufregung? Weil es gegen das Gesetz verstößt, heißt es unter anderem im Gesundheitsministerium, das sich aus verständlichen Gründen dafür einsetzt, dass Menschen dem Lungenzug abschwören. Rauchen ist extrem ungesund, das weiß heute jedes Kind. Dennoch kann nicht einfach ausgeblendet werden, dass 40 Prozent der Bevölkerung regelmäßig freiwillig Nikotin und potenziell tödliche Inhaltsstoffe inhalieren.

Mit dem Tabakgesetz zu drohen, um den rauchenden Zug zu stoppen, ist aber ungeschickt. Denn wie jedes Gesetz hat auch dieses Schlupflöcher. Die private Westbahn könnte ja auf die Idee kommen, ihre Raucherinseln als Lokale zu deklarieren, und schwupps gäbe es Ausnahmegenehmigungen für Gastronomiebetriebe. So oder so, schauen wir einmal, ob Raucher und Nichtraucher miteinander respektvoll umgehen können. Einen Versuch ist es wert. (DER STANDARD Printausgabe, 17.11.2011)